
Mainz 05: VfB Stuttgart erneut bezwingen
Bereits zweimal konnte Mainz 05 die Stuttgarterinnen auswärts im DFB-Pokal bezwingen, nun treffen die Teams zum ersten Mal in der 2. Liga aufeinander. Wer behält diesmal die Oberhand?
Der DFB-Pokal ist für Mainz 05 in dieser Saison Geschichte. Und das trotz einer engagierten Leistung gegen den 1. FC Union Berlin. Ein Spiel, das nur oberflächlich betrachtet dem gegen Wolfsburg in der letzten Saison glich. Denn während seinerzeit ein Ball nach dem anderen aufs Tor von Keeperin Mamiko Matsumoto flog, konnten die 05erinnen sich diesmal viel besser befreien und eigene Aktionen kreieren. Die Entwicklung des Teams ist sichtbar.
Ärgerliche späte Ausgleiche
Dennoch sind sie noch lange nicht am Ende, was wiederum das Ligaspiel gegen Turbine Potsdam, die alte Macht im Frauenfßball, am vergangenen Wochenende gezeigt hat. Ähnlich wie in der Auswärtspartie gegen Viktoria Berlin kassierte Mainz 05 dabei einen späten Ausgleich. In beiden Partien wäre das zu vermeiden gewesen. Nun muss das Kunststück gelingen, einerseits den vier verlorenen Punkten nicht hinterherzutrauern, aber andererseits daraus zu lernen, wie die späten Unentschieden zustande gekommen sind.

„Ich habe den Mädels nach dem Spiel direkt gesagt, das Ergebnis geht auf unsere Kappe als Trainerteam“, gewährt Takashi Yamashita Einblicke in die interne Aufarbeitung. Es sei seine Aufgabe, dem Team in solchen Schlussphasen die Angst vor einem Punktverlust zu nehmen, die er durchaus wahrnehme. „Wir werden dann automatisch passiver gegen den Ball“, teilt Yamashita seine Beobachtungen und schlussfolgert: „Da müssen wir bis zum Schluss aktiver bleiben.“ Dies sei keine Frage dessen, hoch oder tief zu stehen, sondern eine Haltung.
„Aktiv zu verteidigen bedeutet für mich nicht, hoch oder tief zu stehen. Es ist eine Haltung.“
Takashi Yamashita
Das erneute Heimspiel am Wochenende bringt die 05erinnen in gewisser Weise nochmal zurück zum Anfang der Saison, denn mit dem VfB Stuttgart reist die Gegnerin nach Mainz, die man im Pokal sowohl diese als auch letzte Saison jeweils auswärts besiegen konnte. „Es ist schon ein Vorteil, dass wir Stuttgart kennen“, sagt der Coach, schränkt aber zugleich ein: „Es ist aber auch ein Vorteil für Stuttgart, dass sie uns schon kennen.“
Beste gegen zweitbeste Aufsteigerin
Mit nun zwölf Punkten sind die Stuttgarterinnen die erfolgreichste Aufsteigerin in die 2. Liga, vor Mainz 05 mit acht, VfL Wolfsburg II mit sieben, Viktoria Berlin bei noch einer ausstehenden Partie mit vier Punkten und VfR Warbeyen mit zwei (vor dem Spieltag) am Tabellenende. Die Stuttgarterinnen haben in den letzten beiden Partien zudem neun Tore geschossen und sind vor der Begegnung sehr gut im Flow. Aber mit ihren bisherigen Leistungen müssen auch die Mainzerinnen sich nicht verstecken, obgleich es dabei bleibt, dass Staff und Team die Punkteausbeute wurmt.

Ohnehin gibt es eine Crux, die sich durch die Saison zieht: In Sachen Einstellung und Willen sind Staff und Spielerinnen absolut Profis. Die Realität im Fußball der Frauen ist aber, dass sie in einer Amateurinnenliga spielen, bei entsprechenden Bedingungen. Dazu gehört einmal, dass die Spielerinnen arbeiten, studieren, manche beides – und sich dem Fußball nur neben diesen Brotjobs widmen können. Das tun sie mit großer Leidenschaft und Ernsthaftigkeit, wer aber von frühmorgens auf den Beinen ist und erst abends um acht mit einem Arbeitstag in den Knochen zum Training fährt, hat eben eine andere Kondition und Ausdauer als Profis, die sich auf den Fußball konzentrieren können.
DFB denkt die 2. Liga nicht mit
Bei allen Plänen, die der DFB als Verband mit den Vereinen in der 1. Liga immer wieder andeutet, ist die 2. Liga nicht mitgedacht, so dass sich hier absehbar auch nichts ändern dürfte. Druck könnte womöglich von den Lizenzvereinen der Männer kommen, die – wie Mainz 05 oder der VfB Stuttgart – mit ihren Teams seit kurzer Zeit in den Fußball der Frauen drängen. Zu erwarten ist das aber ehrlicherweise nicht, da die Frauen bislang lediglich nebenher laufen: Um deren Bedürfnisse zu vertreten, müsste man sie erstmal selbst erkennen.
Da herrscht Nachholbedarf, was sich auch in vermeintlichen Kleinigkeiten zeigt, wie der Tatsache, dass die 05erinnen diese Saison zwar im Bruchwegstadion spielen, aber bisher weiterhin lediglich Trainingszeiten auf Kunstrasenplätzen haben. Auch was die Aufmerksamkeit des Teams über die Vereinskanäle angeht, bleiben viele Wünsche offen. Gerade das Spiel am Sonntag gegen die VfB-Frauen könnte man prima seit Tagen auf allen Kanälen bewerben, schließlich sind die Männer in der Länderspielpause. Leider tut sich da bislang weiter wenig – die Zuschauer*innenzahlen nehmen so im Saisonverlauf bis dato ab, statt zu.
Yamashita freilich ist nicht nur ein guter Trainer, sondern auch ein loyaler Mitarbeiter seines Vereins. In den wöchentlichen Medienrunden moderiert er kritische Themen freundlich ab und lobt den Club stattdessen für die Unterstützung. Der Verein kann sich glücklich schätzen, ihn als Coach und Mensch in seinen Reihen zu haben. Yamashita sucht Verantwortung letztlich immer bei sich und betont: „Die Mädels wünschen sich das vielleicht, mit der Bewerbung. Aber ich glaube, wir müssen Werbung für uns selbst machen, mit guten Spielen, damit die Leute sagen: Hast du gehört, die Frauen spielen richtig guten 05-Fußball!“ Das tun sie definitiv.
Beitragsbild: IMAGO/Sportfoto Rudel
