Aitana Bonmatí umarmt nach dem gewonnen Champions League Finale 2023 den Pokal

Und wer klaut heute die Trophäe? Vorschau auf Arsenal gegen Barcelona

Um 18 Uhr wird in Lissabon das Finale der UEFA Women’s Champions League zwischen Arsenal und dem FC Barcelona angepfiffen. Schlaglichter zur Einstimmung.

Arsenal oder Barcelona: Für wen schließt sich ein Kreis?

Für Barcelona geht es um den womöglich dritten Champions-League-Titel in Folge und geschehen könnte das in einem besonderen Spiel, denn das Finale ist für Barça die 100. internationale Partie, denn der Wettbewerb hieß vor 2008/09 noch UEFA Women’s Cup. Wie der Zufall es will, gingen die allerersten beiden Spiele Barcelonas auf europäischem Parkett ebenfalls gegen Arsenal. In der Saison 2012/13 trafen sich beide Vereine im Sechzehntelfinale, Arsenal gewann Hin- und Rückspiel deutlich mit 3:0 und 4:0. Schon damals waren für Arsenal Kim Little und für Barcelona Alexia Putellas mit dabei.

„Alles, was vorher war, hat uns zu dem geführt, was wir jetzt sind. Ich weiß noch, wie die Spiele in kleinen Stadien waren und wie sie jetzt sind. Ich fühle mich privilegiert, an dieser Entwicklung beteiligt zu sein“, so Putellas.

Inzwischen haben sich die Vorzeichen nämlich deutlich gedreht, die Londonerinnen von Trainerin Renée Slegers sind die Außenseiterinnen. „Barcelona ist sehr stark und wir haben sehr großen Respekt vor ihnen. Trotzdem ist es ein Finale und natürlich spielen wir, um zu gewinnen“, sagte die Niederländerin vor dem Spiel. Wie das gelingen könnte, hat Yash Thakur ausführlich für ESPN analysiert.

Auch für Arsenal ist das Finale historisch, denn es ist das erste Erreichen eines Endspiels nach dem Titelgewinn Women’s Cup der Saison 2006/07. Kim Little und Alessia Russo erzählten beide, wie sehr es sie inspiriert habe, die damaligen Spielerinnen vor dem Finale zu einem gemeinsamen Essen beider Team-Generationen zu treffen. Für 90min schauen Helene Altgelt und Carmen Stadelmann mit ihren Tipps auf die beiden Finalteams des Jahres 2025.

Renée Slegers: Erste niederländische CL-Titel-Trainerin?

À propos Renée Slegers: Die 36-jährige, die mitten in der Saison erst als Interimstrainerin übernahm und inzwischen einen Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison besitzt, könnte einen Meilenstein erreichen. Bisher konnte kein*e Trainer*in aus den Niederlanden die Champions League der Frauen gewinnen.

Wenn man den Wettbewerb der Männer hinzunimmt, wäre sie nach Louis van Gaal und Frank Rijkaard erst die dritte Person und erste Frau, der ein solcher Erfolg im europäischen Vereinsfußball gelingt. Ihre bisherigen Titel holte sie alle in Schweden: Als Spielerin beim Linköpings FC wurde sie je zweimal Meisterin und Pokalsiegerin und als Trainerin wurde sie mit dem FC Rosengård zweimal Meisterin und Pokalsiegerin, ehe sie vorerst als Co-Trainerin zu Arsenal wechselte. Wer mehr über Renée Slegers lesen möchte, wird in dieser Woche am besten bei der BBC fündig.

Clàudia Pina: Die neue Top-Torschützin

Clàudia Pina führt aktuell mit 10 Toren die Torschützinnenliste an und ist auch die einzige Spielerin, die in dieser Spielzeit überhaupt zweistellig im Wettbewerb getroffen hat. Die letzten beiden Spielerinnen, denen mehr als zehn Tore gelangen, waren Putellas mit 11 Treffern in der Saison 2021/22 und Ada Hegerberg mit 15 Treffern in der Saison 2017/18. Die 23-jährige Pina hat in den letzten Jahren bereits deutlich auf sich aufmerksam gemacht, hatte in puncto internationaler Aufmerksamkeit aber unter anderem das Pech, eben im selben Team zu spielen wie die aktuelle und eine ehemalige Weltfußballerin.

Ein Stück weit teilt sie auch das Schicksal vieler starker Einwechselspieler*innen in der Geschichte des Fußballs: Wenn sie von der Bank kommt, liefert sie wie kaum eine andere, um dieses Momentum zu nutzen und aufgrund der großen Konkurrenz stand sie in der Vergangenheit relativ häufig nicht in der Startelf. Auch das hat sich in dieser Saison noch weiter gedreht. Ein ausführliches Portrait über sie gibt es beim Kicker [€]. Und wer über ihre ehemalige Teamkollegin Mariona Caldentey lesen will, die als einzige Arsenal-Spielerin im aktuellen Team schon im Finale stand – eben mit Barcelona – wird von Sandra Riquelme für Relevo versorgt.

Erst Karten kassieren, dann Karten verteilen: Die Schiedsrichterin

Die 39-jährige Kroatin Ivana Martinčić leitet zum ersten Mal ein Finalspiel im europäischen Vereinsfußball. Sie war im Jahr 2021 die erste Frau, die ein Spiel des deutschen Nationalteams der Männer pfiff und war unter anderem bei der WM 2023 im Einsatz, auch für die EM in der Schweiz wurde sie nominiert. Lissabon ist für Martinčić ein besonderes Pflaster: „Meine UEFA-Reise begann mit einem Einführungskurs in Lissabon, als ich in die Elite-Kategorie befördert wurde, fand das erste Seminar hier statt und auch die Vorbereitungen auf die WM 2023, jetzt das Finale der UEFA Women’s Champions League“, verriet sie im Interview mit der UEFA.

Bein Finale im letzten Jahr war sie Vierte Offizielle für Rebecca Welch. Es war nicht immer klar, dass sie diesen Weg gehen würde, denn nach eigener Aussage war Martinčić in der Jugend eine Spielerin, die eine Kandidatin für Karten war: „Als ich jung war, habe ich mit meinen Nachbarn auf dem Hof gespielt, und es machte mir nichts aus, dass ich das einzige Mädchen war. Ich war Stürmerin und liebte es, auf dem Platz zu stehen, aber ich bereitete den Schiedsrichter*innen immer Probleme. Mein Vater war Assistent und hat mich schließlich überredet, es zu versuchen. Er war ein strenger Mentor, aber dafür bin ich ihm heute dankbar.“

Diebstahl: Fast ein Finale ohne Trophäe

Zum Schluss ein Kuriosum: Im Fußball spricht man gern man metaphorisch davon Punkte zu klauen, manchmal auch davon Abo-Sieger*innen ihren Pokal zu stehlen. Kurz vor dem Finale wurde aber äußerst physisch die Trophäe der UEFA Women’s Champions League geklaut. Das gab die portugiesische Polizei am Dienstag bekannt. Dreizehn Leute waren auf dem Video einer Überwachungskamera zu sehen, wie sie im Rahmen eines Ligaspiels im Estadio Jose Alvalade in Lissabon den dort bereits für das Endspiel gelagerten Pokal und andere Gegenstände der UEFA einsackten. Inzwischen wurden alle Gegenstände zurückgegeben, die Fahndung läuft noch.

Beitragsbild: IMAGO/Bildbyran

Weitere Quellen: UEFA, Pressekonferenzen MD-1

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Annika Becker berichtet als Journalistin unter anderem für OneFootball und sportschau.de über die Bundesliga der Frauen. In ihren Kolumnen für web.de beleuchtet sie die strukturellen Themen im Fußball. Seit 2022 gehört sie zur Jury des Guardian für die Wahl der „100 Best Female Footballers In The World“. Becker ist Teil der Crew von „FRÜF – Frauen reden über Fußball“, ansonsten podcastet sie bei der „Halbfeldflanke“ und ist als Expertin zum Beispiel im DLF oder bei der BBC zu hören. Für den Rasenfunk war sie bei der WM 2023 in Australien. An den Wochenenden findet man sie auch privat meist im Stadion, denn Beckers Fußball-Herz schlägt für zwei Ruhrgebietsvereine: den FC Schalke 04 und die SGS Essen.

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