Filmposter "Mädchen können kein Fußball spielen", in rottänen gehalten, mittig ist Anne Trabant-Harbach im weiß-roten Trikot von Bergisch Gladbach zu sehen, wie sie lachend mit ausgestrecktem Arm jemanden an sich ran zu winken scheint, rechts oben im Bild in schwarzweiß Fußball spielende Mädchen.

11mm Festival: Eine Bühne für den Fußball der Frauen

Am 25.04. lief als Eröffnungsfilm des 11mm Filmfestivals „Mädchen können kein Fußball spielen.“ Eindrücke von der Premiere.

Das 11mm Filmfestival findet noch bis zum 28.04. in Berlin statt und hat zu seinem 20. Jubiläum nun schon zum dritten Mal den Schwerpunkt auf den Fußball der Frauen gelegt. Entsprechend passend ging es auch im Eröffnungsfilm „Mädchen können kein Fußball spielen“ um den Fußball der Frauen. Und um es mit Anne Trabant-Haarbach zu sagen, der Film ist mit einer deutlichen Botschaft angetreten: „50 Jahre später kann man mal zugeben, dass das ganz gut war, was wir gemacht haben.“

Die Vorführung fand im Filmtheater Colosseum statt und hatte entsprechend einer Eröffnung natürlich ein Rahmenprogramm mit der Vorstellung von Sponsoren und Akteurinnen, sowie musikalischer Begleitung von Fee Aviv. Leider stellte sich die DFB-Kulturstiftung etwas unglücklich vor, weil der Vertreter sich versprach und davon ausging, dass die EM in der Schweiz erst im nächsten Jahr sei. 

Das deutsche Nationalteam im Jahr 1983.
Das deutsche Nationalteam im Jahr 1983. Foto: Picture Alliance

Regisseur Thorsten Körner und Produzentin Antje Boehmert erzählten beide auf der Bühne, wie der Film entstanden ist. Die Idee kam bei der Produktion des Filmes „Schwarze Adler“ (2021), bei dem Körner ebenfalls Regie führte und offenbar über Archivmaterial erstmals größere Berührungspunkte mit dem Fußball der Frauen hatte. Im Gegensatz zu den Frauen habe „jeder Junge [..] die Möglichkeit, seinen Anschluss an die imaginäre Hall of Fame zu bekommen“, so Körner. 

Aber nicht nur inhaltlich sind Filme, bei denen die Geschichten von Frauen im Sport sichtbar gemacht werden, noch immer etwas Besonderes. Hinter dem Vorhang geht auch immer um das Verteilen von Produktionsmitteln: Welches Thema ist wem wie viel Aufwand wert? Dazu Antje Boehmert: „Es haben sich fünf ARD-Sender zusammen getan für einen Film von Frauen über 40, das dürfte einzigartig sein.“

Film- und Festivalplakate im Kino.
Foto: Franziska Blendin.

Besonders hervorgehoben von beiden wurde die Archiv-Producerin Janne Gärtner und nach dem Schauen des Films kann dies definitiv bestätigt werden: Allein wegen der wundervollen Sammlung an historischen Aufnahmen ab den 50ern lohnt sich der Film. Viele Aufnahmen sind nicht öffentlich zugänglich, die Archive der öffentlich-rechtlichen Sender erheben nicht grade niedrige Gebühren für das Bereitstellen von Archivmaterial.  

Der Film „Mädchen können kein Fußball spielen“

Bei der Premiere waren alle Akteurinnen des Films anwesend und die Namen repräsentieren definitiv eine Hall of Fame des Fußballs der Frauen:

Hannelore Ratzeburg (ehem. DFB Funktionärin) 
Doreen Meier (u.a. USV Jena)
Bärbel Wohlleben (TuS Wörrstadt) 
Anne Trabant-Haarbach (u.a. SSG Bergisch Gladbach)
Christa Kleinhans (Fortuna Dortmund) 
Heidi Vater (u.a. USV Jena)
Sabine Seidel (u.a. Turbine Potsdam)
Petra Landers (u.a. SSG Bergisch Gladbach)
Birgit Dahlke (u.a. Bad Neuenahr)
Marion Isbert (u.a. TuS Ahrbach)

Die Protagonistinnen des Films auf der Kinobühne vor der Leinwand.
Foto: Franziska Blendin.

Der Film erzählt die Geschichte des Fußballs der Frauen endlich einmal nicht nur nach der Aufhebung des DFB Platzverbotes, sondern ab den 50ern. Das Schöne daran: Die 10 Protagonistinnen tragen mit ihren Erlebnissen, Emotionen und ihren Erfahrungen die Erzählung. Auch der „Vergleich“ zwischen DDR und BRD gelingt, auch wenn die BRD in der Aufbereitung der Geschichte dominiert. 

Großes Highlight sind wie bereits erwähnt die Archiv-Aufnahmen, die auch zeigen, dass es neben einem extrem sexistischen Wim Thoelke mit seinen chauvinistischen Sprüchen im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF auch wertschätzende Kommentatoren gab. Diese wurden nicht ausfällig gegenüber den Spielerinnen und ihren Leistungen. Wichtig außerdem, dass sexistische Aussagen im Archiv-Material innerhalb des Films selten unkommentiert stehen gelassen wurden. 

Die Spielerinnen von Fortuna Dortmund im Jahr 1963.
Die Spielerinnen von Fortuna Dortmund im Jahr 1963. Foto: Christa Kleinhans

Besonders schön an der Premiere war, wie emotional das Publikum mitging und auf verschiedene Szenen reagierte. Es gab zum Beispiel Szenen-Applaus als Christa Kleinhans erzählte, dass sie sich scheiden ließ, als ihr Mann ihr das Fußballspielen verbieten wollte. Oder auch als Marion Isbert gezeigt wurde, wie sie beim EM Halbfinale den 3. Elfmeter hielt.

Zum Abschluss wurden alle Protagonistinnen, gemeinsam mit Regisseur, Producerin und Marina Hegering auf die Bühne geholt. Leider war die Interview-Situation nicht ideal, weshalb sich bemerkbar machte, dass dort Frauen stehen, die wissen, wie sie sich ihren Raum erkämpfen und sich das Mikro im Zweifel einfach nehmen, wenn sie noch etwas beitragen wollen. So wurden außerdem teilweise auch angenehm deutliche Worte gegenüber dem DFB gefunden.

Petra Landers zum Beispiel sprach an, dass „der Breitensport total vernachlässigt [ist], da wünsche ich mir, dass sich das ändert.“ Und weiter: „Ich wünsche mir, dass jedes Mädchen in Deutschland Fußball spielen kann.“ 

Dem können wir uns auf der Bolztribüne nur anschließen.

Das 11mm Filmfestival läuft noch bis zum 28.04., hier geht’s zum Programm.

Der Film „Mädchen können kein Fußball spielen“ wird am 04.07.2025 nach dem Länderspiel Deutschland gegen Polen in der ARD im Fernsehen ausgestrahlt.

Beitragsbild: Filmposter

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Franziska Blendin ist leidenschaftliche Fan des FSV Frankfurt, aber hadert auch mit der schlechten historischen Aufarbeitung des Vereins, wenn es um die Frauenfußball-Abteilung geht. Das ist einer der Gründe, warum sie sich vor allem mit der Geschichte des Fußballs der Frauen beschäftigt. Zur Vereinshistorie hat sie die „FSV Frankfurt Fußballfibel“ veröffentlicht. Durch die gemeinsame Recherche mit Sascha Düerkop zum falsch reklamierten 1. Bundesliga Tor des DFB ist der Podcast „Legende Verloren“ entstanden. Dieser ist mittlerweile ein Raum für vielfältige Geschichten und Interviews. Gemeinsam mit Sascha und vielen weiteren ist sie Teil des internationalen Geschichtsblogs „Forgotten Heroines“. Im eigentlichen Leben neben dem Fußball ist sie Maschinenbau-Ingenieurin bei der Deutschen Bahn und zeichnet Comics, wenn mal Zeit übrig ist.

4 thoughts on “11mm Festival: Eine Bühne für den Fußball der Frauen”

  1. @news Es ist selten der Fall dass ich bedauere nicht in Berlin zu wohnen. Das Festival würde ich gerne besuchen.
    Aber ich freue mich schon jetzt auf die Ausstrahlung des Films in der ARD. Da werden Kindheitserinnerungen wach. Heidi Mohr im, glaube ich Sportstudio, mit Szenen einiger ihrer Tore und ich war hin und weg von ihren Torschüssen.

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