
Barcelona gewinnt deutlich gegen Chelsea im CL-Halbfinal-Hinspiel
Der FC Barcelona spielte im Estadi Johan Cruyff gegen Chelsea FC im Halbfinal-Hinspiel der UEFA Women’s Champions League und gewann nach zäher Partie deutlich.
Barcelona gegen Chelsea: Vor dem Spiel
In der Champions League hat sich keine andere Begegnung in den letzten Jahren so sehr als unbeabsichtigte Tradition manifestiert, wie ein Halbfinale zwischen Barcelona und Chelsea. Schon zum dritten Mal hintereinander gibt es exakt diese Paarung in einem Semifinale – ein Novum in der Wettbewerbsgeschichte. Noch davor war das Endspiel von 2021, in dem Chelsea von Barcelona mit 0:4 überrollt wurde, emotional der Ausgangspunkt für all die dramatischen Halbfinals, die folgten.
Chelsea konnte auswärts in Barcelona die letzten beiden Saisons Teilerfolge für sich verbuchen, 2023 mit einem Unentschieden und letztes Jahr sogar mit einem 1:0-Sieg, bekanntlich aber stets mit dem besseren Ende für Barcelona, das die eigenen Auswärtsspiele gewann. „Es ist eine große Rivalität zwischen uns, weil wir so oft gegeneinander gespielt haben. Aber es ist eine gute Rivalität, keine schlechten Aspekte“, sagte Aitana Bonmatí bei der PK vor dem Spiel.
Pere Romeu und Sonia Bompastor: Zwei neue Trainer*innen
Sie und ihr Trainer Pere Romeu betonten vor dem erneuten Aufeinandertreffen, dass man sehr bewusst in 180 statt 90 Minuten denke. „Sie werden uns am Anfang viel den Ball überlassen, aber aggressiv reagieren, wenn wir etwas versuchen“, so Romeu. Barcelonas neuer Coach konnte die Fans des Klubs bis jetzt noch nicht vollends von sich überzeugen. In der Kritik schwingt oft mit, dass nach den letzten erfolgreichen Jahren die Entschlossenheit fehle. Was vielleicht eine andere Art ist auszudrücken, dass das Team Fußball-philosophisch unter Romeu etwas zwischen den Stühlen steht, wie hier von IFK Göteborgs Analyst Eric Löwendahl ausgeführt. Aber: Mit Blick auf so ziemlich alle Statistiken ist Barcelonas Spielzeit trotz einiger Ausrutscher noch immer unfassbar stark.
Demgegenüber dürfte es im Umfeld von Chelsea einige positiv überraschte Reaktionen auf die erste, bisherige Saison unter Sonia Bompastor gegeben haben. Das lag daran, dass sie zwar 2022 mit Olympique Lyon den Titel gegen Barcelona gewann, OL aber trotz aller Erfolge etwas rumpelig daher kam. Könnte sie Chelsea nach den dominanten Hayes-Jahren wirklich weiterentwickeln? Bisher sieht alles danach aus, die Blues spielen eine herausragende Saison und das, ohne sich nur verwaltend zurückzulehnen.
Die Aufstellungen
Sonia Bompastor vertraute derselben Chelsea-Startelf wie schon zuletzt im FA Cup gegen Liverpool, Lauren James war nach ihrer Verletzung noch nicht wieder fit für den Kader. Dafür saß erstmals seit März Innenverteidigerin Naomi Girma auf der Bank. Sie konnte wegen einer Verletzung ihr Debüt erst im März feiern und fiel dann direkt wieder aus. Zu Beginn ebenfalls auf der Bank saß die deutsche Nationalspielerin Sjoeke Nüsken.
Bei Barcelona kehrte Mapi Léon nach ihrer Sperre in die Innenverteidigung zurück, dadurch stellte sich die Frage, ob Ingrid Engen, die sie vertreten hatte, vielleicht statt Sydney Schertenleib ins Mittelfeld rücken würde. Stattdessen startete dort Patri Guijarro zwischen Aitana Bonmatí und Alexia Putellas. Außerdem stand Carolina Graham Hansen nach Erkrankung in der Startelf.
Erste Halbzeit
Die erste Chance im Spiel hatte Patri Guijarro für Barcelona mit einem abgefälschten Schuss, Chelseas Torhüterin Hanna Hampton hatte den Ball aber sicher. Auch danach gab es aber Torraumszenen nur auf einer Seite. Caroline Graham Hansens Versuch in der 8. Minute wurde geblockt.
Danach wurde es zunächst etwas unübersichtlich: Nach einem Kopfball von Lucy Bronze war Nathalie Björn mit dem Arm am Ball, der Elfmeter wurde aber erst nach einem VAR-Check gegeben. Alexia Putellas trat in der 12. Minute an, aber Hannah Hampton parierte ihren viel zu zentralen Schuss. Dieses Erfolgserlebnis half Chelsea sichtlich, Barcelona hatte es danach nicht mehr ganz so leicht, sich durchzuspielen. Längere Zeit passierte deshalb kaum etwas, bis dann nach rund einer halben Stunde Ewa Pajor haarscharf eine Flanke Ona Batlle verpasste. Nach einer weiteren Flanke musste Hampton länger behandelt werden, konnte aber weiterspielen.
Ewa Pajor trifft zum 1:0
Die Ex-Wolfsburgerin Pajor war dann in der 35. Minute trotzdem diejenige, die den ersten Treffer erzielte. Ein versuchtes Zuspiel auf sie über Chelseas Abwehrkette hinweg wurde zunächst noch abgefangen. Paralluelo holte den Ball zurück und spielte unter Bedrängnis zu Putellas, die Pajor mit einem kurzen Steilpass schickte. Die polnische Nationalspielerin verwandelte flach ins lange Eck und machte damit ihr fünftes Tor in dieser Champions-League-Spielzeit.
Chelseas ersten Schuss aufs Tor Barcelonas gab es in der Nachspielzeit der ersten Hälfte durch einen Standard. Bonmatí hatte Cuthbert leicht nach rechts versetzt vor dem Strafraum gefoult. Aggie Beever-Jones versuchte es direkt mit einem festen Schuss auf die rechte Seite des Tores, Cata Coll musste ran und klärte zur Ecke. Die brachte zwar wie auch die darauffolgende nichts ein, aber immerhin gab es mal etwas Druck von Chelsea auf das gegnerische Tor.
Zweite Halbzeit
Pere Romeu musste mit Wiederanpfiff wechseln, Mapi Léon schien mit einer Muskelverletzung in die Pause zu gehen, für sie kam Ingrid Engen als Innenverteidigerin in die Partie. Im Gegensatz zu ihren Auftritten in der Liga ging Barcelona mit der Führung im Rücken etwas vorsichtiger in den Rest des Spiels, während Chelsea einen Balance-Akt versuchte: Einerseits sollte merklich mehr Pressingdruck her, andererseits durch das Anlaufen auf gar keinen Fall eine große Lücke gerissen werden, die zum zweiten Gegentor führen könnte.
Dabei haderten die Londonerinnen das ein oder andere Mal auch mit der Schiedsrichterin Katalin Kulcsár, die in beide Richtungen jeden resoluten Zweikampf abpfiff und Chelsea damit eines häufigen Stilmittels beraubte. Das und Ungenauigkeiten – ebenfalls auf beiden Seiten – sorgten erneut für eine ereignisarme Partie.

Nach 61 Minuten reagierte auch Sonia Bompastor und brachte Catarina Macário und Guro Reiten für die Offensive an Stelle von Beever-Jones und Wieke Kaptein. Etwas später kam bei Barcelona zudem für Graham Hansen mit Claudia Pina die aktuelle Top-Torschützin der UEFA Women’s Champions League. Sie brauchte nicht lang: In der 70. Minute lief sie im Fünfmeterraum in eine Flanke von Batlle, Lucy Bronze kam viel zu spät und so konnte Pina zum 2:0 verwandeln.
Die Top-Torschützin der UEFA Women’s Champions League trifft
In der 74. Minute war es dann ausgerechnet Sandy Baltimore, der völlig frei stehend mit einem Schuss aus dem linken Sechzehner-Eck der Anschluss gelang, nachdem sie vorher die Flanke von Batlle vor dem 2:0 nicht hatte verhinder können. Es war gleichzeitig der erste Torschuss Chelseas in der zweiten Hälfte. Baltimore lief in dieser Partie zum wiederholten Mal in dieser Saison als linke Verteidigerin auf, eigentlich ist sie aber eine offensive Flügelspielerin und wenn Hansen vor ihrer Auswechslung nach einer Erkrankung nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war, merkte man das Baltimore stellenweise an.
Beide Coaches wechselten in der Schlussphase erneut, bei Barcelona kam Fridolina Rolfö für Esmee Brugts und Chelsea brachte Naomi Girma für Nathalie Björn. Nach einer Ecke in der 82. Minute wuchtete Irene Paredes einen Kopfball mit solcher Kraft aus kurzer Distanz ins Tor, dass Hampton keine Chance hatte – es stand 3:1 für Barcelona. Und Barça kam immer wieder zu Umschaltsituationen, weil Chelsea verzweifelt versuchte, nach vorn zu kommen, dabei aber zu ungenau war.
Claudia Pina sorgte in der 90. Minute vermutlich für die Vorentscheidung in diesem Halbfinale: Putellas servierte ihr den Ball im Sechzehner als Doppelpass mit der Hacke, Pina netzte zum 4:1 ein und Putellas trug sie danach huckepack zum Jubeln. Die Tore zum Doppelpack waren Pinas achter und neunter Treffer im laufenden Wettbewerb. Sie ist damit auf dem besten Weg zur Torjägerinnen-Krone.
Den Spielbericht zum ersten Halbfinal-Hinspiel zwischen Arsenal und Olympique Lyon findet ihr hier.
Weiter geht es mit den Rückspielen am 27. April 2025 um 15 Uhr bzw. 18 Uhr.
Beitragsbild: IMAGO/NurPhoto