
Die erste Schiedsrichter-Durchsage in Deutschland
Es war 17:53, als Robin Brauns Stimme laut in der BayArena zu hören war. Entweder wurde es im Leverkusener Stadion tatsächlich ganz stumm oder die Übermittlung der Lautstärke über die Außenmikrofone wurde stark minimiert: „Der Strafstoß wurde überprüft. Nach Ansicht der Bilder lag eine Abseitsstellung vor. Deswegen lautet die Entscheidung: Kein Strafstoß. Abseits.“
Eine einfache Erklärung, die beim Abseits natürlich ausreicht. Spannender wird es werden, wenn ein unerkanntes Foul im Vorfeld eines Tores passiert und der Schiedsrichter so ausführlich wie nötig, aber auch so kurz wie möglich die Szene beschreiben muss.
Das erlebten wir zwar an diesem Spieltag nicht, aber der DFB und die DFL nehmen noch bis Saisonende an dem laufenden Experiment des International Football Association Board (The IFAB) teil. Auch, wenn es nur in bestimmten Stadien zu Schiedsrichter-Durchsagen kommen wird, nämlich Bayer Leverkusen, Bayern München, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, FC St. Pauli, RB Leipzig, Fortuna Düsseldorf und SpVgg Greuther Fürth.
Vom Debüt zur Premiere
Für Schiedsrichter Robin Braun war es das zweite Debüt in dieser Spielzeit, denn für den Juristen aus dem Bergischen Land war das Spiel in Leverkusen erst sein zweites Bundesligaspiel. Sein Bundesliga-Debüt fand am 24. November 2024 beim Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC St. Pauli statt.

Wobei er bereits am 22. April 2023 eine Bundesliga-Partie leitete. Offiziell als Vierter Offizieller eingeteilt, sprang er beim Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem 1. FC Köln als Schiedsrichter ein. Der nominierte Schiedsrichter, Benjamin Brand, fiel kurzfristig wegen einer allergischen Reaktion aus.
Und nun das Spiel in Leverkusen. Es war die 24. Minute. Granit Xhaka steckte den Ball in die Mitte, der Schuss wird von Dennis Geiger unkontrolliert abgelenkt. David Jurasek (Hoffenheim) und Nathan Tella (Leverkusen) versuchen, an den Ball zu kommen. Während Tella ihn in die Mitte spitzeln kann, trifft der Hoffenheimer nur Tellas Ferse – ein klarer Elfer.
Abseits oder Deliberate Play?
Allerdings war Tella beim Pass im Abseits. Die Fahne von Schiedsrichterassistent Rafael Foltyn blieb jedoch unten. Vermutlich war er sich nicht sicher, ob ein Deliberate Play vorlag und Assistent*innen sind bekanntlich angehalten, nicht die Fahne zu heben, wenn sie sich nicht sehr sicher sind, um genau diese Überprüfungen durch den VAR zu ermöglichen. So meldete sich Robert Schröder aus dem „Kölner Keller“.
Es dauerte 111 Sekunden zwischen Brauns Elfmeterpfiff und seinem erneuten Pfiff, um die Entscheidung zu revidierten. Er pfiff, malte das Rechteck in die Luft und drückte dann auf Hosentaschenhöhe den Knopf. Die ersten eins, zwei Worte erschallten nicht über den Lautsprecher (vielleicht muss man zwischen dem Drücken und dem Sprechen ein paar Sekunden warten oder es hat mit der Übertragung nicht so gut funktioniert?), aber das Entscheidende war zu hören:
„Der Strafstoß wurde überprüft. Nach Ansicht der Bilder lag eine Abseitsstellung vor. Deswegen lautet die Entscheidung: Kein Strafstoß. Abseits.“
Nach Schlusspfiff erläuterte er im Interview mit Mario Rieker (DAZN): „Der Ball müsste ja in einer kontrollierten Art und Weise vom Verteidiger gespielt worden sein“. Der Verteidiger „will irgendwie den Pass noch aufhalten, da er keine richtige Kontrolle über seinen Körper [hatte], da kann man nicht von einem kontrollierten Spielen sprechen. Somit bleibt die Abseitsposition bestehen.“
Das war die Deutschlandpremiere der Schiri-Durchsagen. Zum Monatsende wird es ein kleines Resümée über Schiedsrichter-Durchsagen hier auf bolztribuene.de geben.
Beitragsbild: IMAGO/Nico Herbertz