Janina Minge im weiß-schwarzen Trikot des deutschen Nationalteams mit der Nummer Sechs mit Ball am Fuß beim Dribbling und der Haltung danach, kurz davor einen Pass zu spielen. Von der Laufbewegung weht ihr Haar in der Luft, sie schaut zum rechten Bildrand.

Türchen 23: Janina Minge – Gesehen, und trotzdem unter dem Radar

Mit Türchen Nummer 23 unseres Bolztribüne-Adventskalenders schauen wir auf Janina Minge, die in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung gemacht hat.

Janina Minge spielt bei einem der besten Vereine Deutschlands und Europas, ist Teil des Teams, das Bronze bei den Olympischen Spielen 2024 holte und wird gemeinhin als gute Spielerin angesehen. Und trotzdem scheint sie etwas im Schatten zu stehen, nicht ganz so viel Anerkennung zu bekommen, wie sie es verdienen würde.

Das mag daran liegen, dass ihr Spielstil ein eher unauffälliger ist, die 25-Jährige setzt eher andere ins Rampenlicht als sich selbst, hat selten herausstechende Situationen im Spiel – bis sie einen ihrer Distanzschüsse auspackt und einem der Mund offen steht. Ihr Beitrag zum Spiel steckt vielmehr in den kleinen, auf den ersten Blick weniger sichtbaren Dingen.

In einem halben Jahr zur DFB-Stammspielerin

Minges Fußballerinnenkarriere lässt sich sehr gut mit dem Sprichwort „Gut Ding will Weile haben“ beschreiben. Schon seit 2015 spielt sie in der höchsten deutschen Spielklasse, ihr Debüt gab sie für den SC Freiburg mit 16 Jahren. Seitdem entwickelte sie sich stetig, wurde immer wichtiger im Spiel des SC Freiburgs, wurde von der Defensivspielerin zur Offensivspielerin umgeschult und wieder zurück – und acht Jahre später ging auf einmal alles ganz schnell.

Janina Minge, Klara Bühl und Sarai Linder in der Kluft von Team Deutschland bei den Olympischen Spielen 2024. Sie stehen in einem Raum, hinter ihnen sind weitere Mitspielerinnen und andere Personen unscharf zu erkennen. Alle drei tragen ihre Bronzemedaillen und Applaudieren, während sie zum linken Bildrand in die Ferne schauen.
Janina Minge, Klara Bühl und Sarai Linder (v.l.n.r.) bei der Feier im Deutschen Haus während der Olympischen Spiele von Paris 2024 am 10. August. Foto: IMAGO/Eibner

Im November 2023 die erste Nominierung zur DFB-Nationalelf, im Februar 2024 die Bekanntgabe des Wechsels zum VfL Wolfsburg, der im Sommer folgen würde, eine Woche später das Debüt im DFB-Trikot. Und nur ein halbes Jahr später war Minge bei Olympia dabei, und zwar nicht nur dabei, sondern direkt mal Stammkraft, und gewann Bronze. Sie profitierte dabei auch von Lena Oberdorfs Verletzung, denn plötzlich war ein Platz im Mittelfeld frei.

Minge und Oberdorf

Nicht nur bei der Nationalelf hängt Oberdorf mit Minges Weg zusammen: Ihr Wechsel zum VfL Wolfsburg galt als Lösung für den Abgang Oberdorfs, die auf der Sechserinnenposition eine Lücke hinterließ. Nun ist Lena Oberdorf natürlich nicht eins zu eins zu ersetzen – mit der Verpflichtung der ehemaligen Freiburgerin war aber klar, dass der VfL das auch gar nicht wollte.

Minge spielt nicht so robust wie Oberdorf, ist kein klassischer „Staubsauger“, wie es in der Defensive so oft heißt, dafür arbeitet sie auf dem Feld vor allem mit Technik und Übersicht, spielt wichtige Pässe, kann auch offensiver eingesetzt werden – genauso aber auch defensiver, als Innenverteidigerin. Janina Minge ist eine echte Allrounderin: Rechtsverteidigerin, Innenverteidigerin, Sechserin, Achterin…

Sie kann alles spielen, hat es auch schon gespielt, und das auch noch verdammt gut. Tommy Stroot zeigt sich begeistert, in den Planungen des Bundestrainers Christian Wück scheint sie gesetzt zu sein (wie das aussieht, wenn Lena Oberdorf zurück ist, könnte spannend werden) – und trotzdem scheint sie eben noch ein wenig unter dem Radar zu fliegen.

Beitragsbild: IMAGO/Ulmer/Teamfoto

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Seit 2020 schwirrt Nina Potzel in der Fußballbubble umher, seit 2022 mit dem Podcast Die45, seit Spätsommer 2024 umbenannt in Frauen. Fußball. Podcast. Von 2021 bis Ende 2022 war sie vor allem beim Sportradio Deutschland zu hören, seit 2022 ist sie Stadionsprecherin bei Viktoria Berlins Frauen. Abseits vom Fußball hört ihr sie beim Podcastradio Detektor.fm.

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