Die C-Juniorinnen des FG Wohlde beim internationalen Turnier. Das Team steht vor einem Tor.

Türchen 18: Kein Fußball ohne Basis – die FG Wohlde

Für das heutige Türchen schauen wir auf die Basis des Fußballs und haben dafür zwei Menschen von der FG Wohlde interviewt. Was die FG Wohlde ist? Wir stellen euch den Verein vor.

Immer wieder gibt es Debatten über die Zukunft des Fußballs der Frauen. Meistens steht dabei der Spitzenfußball in der 1. und vielleicht noch der 2. Bundesliga im Fokus. Dabei überdauert keine Ligen-Pyramide ohne eine stabile Basis, schließlich werden diese im Normalfall nicht von oben gebaut. Deswegen schauen wir heute mit der FG Wohlde auf einen Verein, der eben diese Basisarbeit macht.

Im Maßnahmenplan 2027 des DFB werden die Vereine als wichtigste Organisationseinheit des Fußballs hervorgehoben, zudem gibt es vom Verband ein spezielles Strategie-Entwicklungsprojekt für den Amateurinnen-Bereich mit dem Namen DFB-Assist. Aber wie ist die Situation in den Vereinen, was kann dieses Jahr gefeiert werden und was sind die Herausforderungen?

Stellvertretend für all die beeindruckende und täglich immer wieder herausfordernde Arbeit, die auf dieser Ebene geleistet wird, wollen wir euch den FG Wohlde vorstellen. Und so viel sei vorweggenommen: Als Erfolg kann der Verein seit diesem Jahr eine erste Nationalspielerin vorzeigen.

Die FG Wohlde

Die FG – das FG steht für Freizeitgemeinschaft – existiert seit 1976 und ist in Bergen in Niedersachen verortet. Seit 1985 gibt es ein Frauen-Team (mittlerweile in einer Spielgemeinschaft mit Südwinsen), das startete zuletzt in der Kreisliga im Heidekreis Celle. Im Jahr 2005 wurde das erste Juniorinnen-Team gegründet. Neben dem Männer- und Frauenfußball gibt es auch eine Schachabteilung. Insgesamt hat der Verein ca. 550 Mitglieder. Für die Teams der Fußballabteilungen gibt es aktuell anderthalb Plätze. Das soll sich ändern.

Für das Interview haben uns Jörg Ahrens (Jugendleiter, Trainer Mädchen C- und B-Jugend) und Horst Witte (1. Vorsitzender des Vereins) unsere Fragen beantwortet.

Interview

Ihr habt mit Zoe Meinke eure erste Nationalspielerin im U-15-Bereich. Wie kam es zur Einladung zum Sichtungslehrgang?

Während der Corona-Maßnahmen-Zeit wurde bei den Vereinen angerufen, ob es Spielerinnen für die Bezirksauswahl gibt, ein Sichtungsturnier fand in der Zeit nicht statt. Von da ging es dann weiter erst zur Niedersachsenauswahl und im Sommer zur U15-Nationalmannschaft.

Wisst ihr noch, wie es zur Gründung des ersten Frauenteams kam und woher die Initiative zur Gründung der Nachwuchsteams kam? 

Die ersten Spiele fanden aus Spaß gegen andere Frauen aus den Nachbardörfern statt, daraus entwickelte sich dann unser erstes Frauenteam. Irgendwann hatten wir auch genug Mädchen, um ein Team im Nachwuchsbereich zu melden. Wir machen seit Jahren im Rahmen des Ferienpasses ein Schnuppertraining und den Tag des Mädchenfußballs vom DFB und können dadurch immer wieder neue Mädchen für den Fußball begeistern.

Was sind Erfolge, auf die ihr besonders stolz seid in eurer Vereinsgeschichte? 

Um mal bei den Frauen zu bleiben: 1988 wurde zum ersten Mal das Kreispokalfinale erreicht, aber leider verloren. Dieses Jahr haben unsere Frauen (als Spielgemeinschaft SG Wohlde/Südwinsen) das Double aus Kreismeisterschaft und Kreispokal gewonnen.

Seit 2019 gibt es den Wohlder Girls Cup, woher kam die Idee und was ist das Konzept dahinter?  

Wir hatten dieses Jahr den vierten Wohlder Girls-Cup. Der Start war 2019 und dann erneut nach der Corona-Pause im Jahr 2022. Mittlerweile umfasst das Turnier alle Juniorinnen-Altersklassen von der E- bis B-Jugend. Die Idee dazu hatten die Mädchen selber. Sie wollten, dass wir bei uns auch mal ein Turnier machen. Ich hatte die Idee, dass die Mädchen dann auch intensiv an der Planung und Durchführung des Turniers mitarbeiten. Das haben sie dann auch gemacht und machen sie auch immer noch. Deswegen hat das Turnier den Untertitel: „Von Mädchen für Mädchen.“ Wir versuchen, sie so auch an die ehrenamtliche Vereinsarbeit heranzuführen.

Warum lohnt sich ein Besuch bei Spielen eurer Teams? 

Wir haben ein faires, familiäres Umfeld.

Welche Herausforderungen gibt es für euch im Spielbetrieb? 

Gerade im Bereich Juniorinnen gibt es bei uns in der Gegend kaum andere Teams, so gibt es unterhalb der C-Juniorinnen gar keinen Ligabetrieb für Mädchen. Bei den C-Juniorinnen haben wir letzte Saison mit vier Mannschaften angefangen, zum Winter haben dann zwei zurückgezogen. Diese Saison gab es drei Meldungen, von denen jetzt auch wieder zwei zurückgezogen haben, sodass kein Ligabetrieb mehr möglich ist.

Eine Option wäre hier dann als C-Jugend der Mädchen in einer Liga mit der D-Jugend der Jungs zu spielen, aber wir haben uns dagegen entschieden, weil wir den Altersunterschied als zu hoch empfinden.

Zoe Meinke muss als U-15 Nationalspielerin nach Anforderung des DFB bei den Jungs mitspielen.

Was würdet ihr euch als Verein von Dachverbänden (lokal oder auch DFB) oder der Politik zur Unterstützung eurer Vereinsarbeit wünschen? 

Wir sind gerade dabei, unseren Platz zu erweitern. Das ist ein ungeheuer großer bürokratischer und finanzieller Aufwand, der ehrenamtlich kaum zu bewältigen ist. 

Ihr seid Partnerverein von Hannover 96 – betrifft das Frauen- und Männer-Fußball und was bedeutet das genau? 

Das betrifft den gesamten Fußballbereich. Wir haben alle zwei Jahre die Fußballschule von Hannover 96 über ein Wochenende zu Gast, mit bis zu 96 Kindern im Alter von 6-14 Jahren. Dazu bekommen wir von Hannover 96 Trainings-Angebote, die Möglichkeit das Stadion zu besichtigen, vergünstigte Vereinskarten, Freikarten für ein Spiel und für die F-Juniorinnen findet einmal im Jahr ein Kinder-Fußballturnier im Stadion statt.

Möchtet ihr noch etwas erzählen, wonach ich nicht gefragt habe?

Seit einigen Jahren fahren wir über Himmelfahrt zu einem großen Fußballturnier nach Ommen in den Niederlanden. Da konnten wir in diesem Jahr das Finale erreichen, wo auch das Foto entstanden ist (siehe Titelbild).

Leider ging das Finale in einem spannenden Spiel mit 2:3 gegen das niederländische Team aus Ommen verloren. Im letzten Jahr konnten unsere Jungs der U13 und U14 das Turnier gewinnen.

Danke an engagierte Menschen im Sport

Danke an die FG Wohlde für die Einblicke in ihr Vereinsleben und im Sinne eines Jahresrückblicks auch ein großes Dankeschön an all die engagierten Personen in den Vereinen, die es möglich machen, dass Sport gemacht werden kann.
Ihr könnt der Jugend, den Frauen und den Herren bei Instagram folgen. Die Homepage findet ihr hier.

Beitragsbild: Jörg Ahrens, FG Wohlde.

Written by 

Franziska Blendin ist leidenschaftliche Fan des FSV Frankfurt, aber hadert auch mit der schlechten historischen Aufarbeitung des Vereins, wenn es um die Frauenfußball-Abteilung geht. Das ist einer der Gründe, warum sie sich vor allem mit der Geschichte des Fußballs der Frauen beschäftigt. Zur Vereinshistorie hat sie die „FSV Frankfurt Fußballfibel“ veröffentlicht. Durch die gemeinsame Recherche mit Sascha Düerkop zum falsch reklamierten 1. Bundesliga Tor des DFB ist der Podcast „Legende Verloren“ entstanden. Dieser ist mittlerweile ein Raum für vielfältige Geschichten und Interviews. Gemeinsam mit Sascha und vielen weiteren ist sie Teil des internationalen Geschichtsblogs „Forgotten Heroines“. Im eigentlichen Leben neben dem Fußball ist sie Maschinenbau-Ingenieurin bei der Deutschen Bahn und zeichnet Comics, wenn mal Zeit übrig ist.

3 thoughts on “Türchen 18: Kein Fußball ohne Basis – die FG Wohlde”

  1. Schön, daß auch der „unterklassige“ Fußball mal zu Wort kommt, aber schon etwas irritierend, wenn dann wieder nur Männer zum Thema interviewt werden.

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