Türchen 8: Es braucht alle, Teil 1
Hinter Türchen Nummer acht findet ihr einige Gruppen und Netzwerke, die unser Jahr 2024 mit ihrem Einsatz bereichert haben. Morgen folgt ein zweiter Teil.
Ihre Perspektiven unterscheiden sich, im Kern geht es aber um Geschlechtergerechtigkeit im Fußball oder Sport allgemein, sei es in den Stadien im Fußball der Männer, im Vergleich zwischen Fußball der Frauen und Fußball der Männer oder auf der Business-Ebene. Zum Beispiel durch Vernetzung untereinander, das Teilen von Wissen, das Schaffen von geschützten Räumen und handfesten Zahlen.
Fußball kann mehr
Fußball kann mehr (FKM) startete als Initiative 2021 in Deutschland und erlangte durch die „Acht Forderungen für mehr Frauen im Fußball“ schnell sehr viel Aufmerksamkeit. Inzwischen agiert FKM als gemeinnützige Netzwerkorganisation und ist stark gewachsen – speziell in diesem Jahr ist viel passiert. Die neue Geschäftsführerin ist seit Anfang des Jahres Julia Möhn, zur EM wurde zusammen mit der Hamburg Active City das Hamburg Sports Summit veranstaltet, inklusive Becker & Pfeiffer Livepodcast.
Im September folgte mit „Lage der Liga“ der erste Bericht zu Diversität im deutschen Profifußball (1 und 2. Bundesliga der Männer), der sehr deutlich macht, warum all die Gruppen, Initiativen und Organisationen so wichtig sind. Denn besonders viel Diversität gibt es laut der Erhebung bei 32 der 36 Proficlubs der Saison 2022/23 (vier haben sich nicht beteiligt) nicht, geschweige denn einen Plan der Vereine, wie sich das ändern ließe. Oder die Erkenntnis, dass dies notwendig wäre. Wertvoll ist der Bericht auch deshalb, weil sich wahrgenommene Differenzen damit belegen lassen.
Fußball kann mehr Schweiz
Das Bewusstsein, wie wichtig es ist, Fakten zu schaffen, und dass sich endlich etwas verändern muss, gibt es auch woanders, zum Beispiel in der Schweiz. Dort startete im November mit Fußball kann mehr Schweiz ein eigener Verein, bekanntgegeben wurde die Gründung zum Länderspiel der Frauen zwischen der Schweiz und Deutschland. Durch die Anknüpfung an ein bestehendes Netzwerk kann man auf bestehenden Erfahrungen aufbauen, wobei der Schwerpunkt etwas mehr auf dem Fußball der Frauen liegt, bei FKM Deutschland hingegen eher auf Frauen im Fußball.
Die fünf Gründerinnen Lara Dickenmann, Dr. Patricia Widmer, Corine Turrini Flury, Sandra Betschart und Sarah Akanji nehmen die anstehende EM 2025 als Anlass, das Engagement soll aber deutlich darüber hinausgehen. Zu den acht Forderungen gehören u.a. die konsequente Inklusion aller Geschlechter im Fußballbetrieb, eine 30%-Frauenquote in allen Entscheidungsgremien bis 2030, die Ausgliederung des Fußballs der Frauen aus der Kammer „Amateurliga“ des SFV und Vertretungen des Fußballs der Frauen auf allen „Entscheidungsebenen der Schweizer- und regionalen Verbände sowie bei allen Vereinen mit Frauen- und Juniorinnenteams“.
Wie auch bei FKM Deutschland können alle Interessierten Mitglied des Netzwerks werden.
The Rise of Women’s Football
Fokussiert auf die Business-Seite des Fußballs der Frauen ist eine weitere Neugründung dieses Jahres, The Rise of Women’s Football. Gegründet wurde die internationale Plattform in Deutschland, CEO ist die Spieler*innen-Beraterin Jasmina Čović. Im Gegensatz zum Fußball der Männer gibt es vergleichsweise wenig Wissen über die wirtschaftliche Seite des Fußballs der Frauen, The Rise of Women’s Football möchte das verändern uns damit zugleich mehr Aufmerksamkeit für die Themen schaffen und zur Normalisierung der Bedeutung von funktionierenden Finanzierungsmodellen auch im Bereich der Frauen beitragen.
Auf der Website finden sich relevante News und Stellenangebote aus dem Bereich und es werden einflussreiche Personen vorgestellt, die vermutlich vielen nicht so bekannt sind, wie sie eigentlich sein sollten. Oder wüsstet ihr auf Anhieb, wer die Präsident*innen der verschiedenen Ligen auf der Welt sind? Daneben möchten Čović & Co. mit Veranstaltungsformaten Menschen verbinden, die in diesem Bereich unterwegs sind und nichts voneinander wissen. Am 17. Januar findet in Frankfurt die erste ihrer Art statt, Mara wird mit einer Masterclass vertreten sein, in der es um die Arbeit als Frau im Sportjournalismus geht.
In Teil 2 geht es morgen weiter.
Beitragsbild: Michelle Bobst, v.l.n.r.: Lara Dickenmann, Sarah Akanji, Sandra Betschart, Corine Turrini Flury, Patricia Widmer