Zwischenfazit Abstiegskampf nach Spieltag 7 in der Bundesliga der Frauen 2024/25
Kaum zu glauben, aber mit dem 7. Spieltag ist rund ein Drittel der Bundesliga-Saison 2024/25 auch schon wieder vorbei, Zeit für ein Zwischenfazit inklusive einiger Statistiken. Den Anfang machen mit Potsdam, Köln und Jena die drei Vereine im tiefsten Abstiegskampf.
Der Abstiegskampf
1. FFC Turbine Potsdam – Tabellenschlusslicht
Fangen wir mal ganz unten an. Der Abstiegskampf ist in diesem Jahr besonders, weil es durch die Erweiterung der Bundesliga der Frauen von 12 auf 14 Teams in der kommenden Saison nur einen Abstiegsplatz gibt. Gefühlt ist die Sache bereits entschieden, Turbine Potsdam steht mit null Punkten, null Toren und dem mit Abstand schlechtesten Torverhältnis auf dem letzten Platz. Seit der Saison 2017/18 – damals hieß die ganze Veranstaltung noch „Allianz Frauen-Bundesliga“ – hat es kein Team, das nach dem 7. Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz stand, noch geschafft den Abstieg zu verhindern.
Die Turbine hat außerdem in dieser Saison schon sehr viel Pech mit Verletzungen und Krankheitsfällen gehabt, 24 Spielerinnen setzte in dieser Saison ansonsten nur die SGS Essen ein. Bianca Schmidt beendete im Sommer ihre aktive Karriere und wurde Teammanagerin, beendete dann ihre Arbeit auf diesem Posten (bisher keine Nachfolger*in bekannt) mitten in der Saison, feierte ihr Comeback und brach sich gleich im ersten Spiel den kleinen Zeh.
Gleichzeitig besteht der Abstand zum 1. FC Köln und Carl Zeiss Jena aus nur zwei Punkten. Für Turbine könnte der Spieltag nach der Länderspielpause deswegen absolut entscheidend sein. Dann geht es nämlich ins direkte Duell gegen die Mitaufsteigerinnen aus Jena, bevor erstmal wieder kaum lösbar scheinende Aufgaben auf Neu-Trainer Kurt Russ und die Turbine zukommen.
Die Länderspielpause verschafft dem Österreicher etwas dringend benötigte Zeit, allerdings lernt er die Liga selbst gerade erst so richtig kennen. Die Turbine fällt bei allen möglichen statistischen Metriken weit ab, besonders schlimm steht es aber um alles, das mit der Offensive zu tun hat. Eine klarere Konterstruktur könnte schon sehr viel bewegen, Russ hat angekündigt, sich dem Angriff besonders anzunehmen.
Carl Zeiss Jena – Aufsteigerinnen am rettenden Ufer
Der Zufriedenheitsgrad der beiden Vereine könnte wahrscheinlich unterschiedlicher kaum sein. Für die Aufsteigerinnen aus Jena auf Platz zehn verläuft die Saison bisher recht stabil, elf Gegentore sind in der bisherigen Saison ein durchschnittlicher und aus ihrer Perspektive damit guter Wert. In der Offensive könnte es mit nur drei Toren besser laufen, schließlich war Jena in der letzten Zweitligasaison noch das torgefährlichste Team. Aber zwei Unentschieden gegen Freiburg und am vergangenen Wochenende gegen Köln sprangen dabei trotzdem schon heraus. Und das, obwohl der FCC gegen Köln einen 0:2 Rückstand aufholen musste.
Schaut man auf Metriken wie den Expected-Goals-Wert und die Anzahl der kreierten Torchancen hat Jena in dieser Saison ein paar gute Chancen ungenutzt gelassen, sollte aber trotz aller Stabilität in der Defensive vor allem daran arbeiten, noch mehr Gelegenheiten herauszuarbeiten. Jena hat die zweitwenigsten Shot Creating Actions pro 90 Minuten – also Aktionen, die zu Torschüssen geführt haben. Nach den Eindrücken aus den bisherigen Spielen ist definitiv mehr drin.
Der FCC stellt übrigens das jüngste Team der Liga und hat gleichzeitig laut Soccerdonna mit Florian Kästner auch den jüngsten Trainer, der gerade in den europäischen Top-Ligen aktiv ist. Kästner findet es wichtig, im Frauenbereich auch mindestens eine Frau im Trainer*innen-Team oder Staff zu haben und möchte ein Trainer sein, wie er es sich früher als Spieler gewünscht hätte. Er musste seine Karriere aufgrund von Verletzungen früh beenden. Wer mehr über ihn wissen möchte, hört am besten diese Folge vom Frauen. Fußball. Podcast.
Der 1. FC Köln – zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Auf dem vorletzten Platz der Tabelle steht der 1. FC Köln, bei kaum einem Verein klaffen Anspruch und Wirklichkeit in den letzten Jahren konstant so weit auseinander. In jeder anderen Spielzeit stände der FC auf einem Abstiegsplatz, in dieser rettet die schon erwähnte Sonderregelung. Wenn man sich die Spiele der Kölnerinnen anschaut, scheint eigentlich erstmal viel zu stimmen, das Team von Daniel Weber spielt sich in dessen zweiter Saison als Cheftrainer Chancen heraus und sucht sowohl mit Pässen wie auch mit Dribblings den Weg nach vorne. Geht man nur nach dem Elfmeter-bereinigten Expected-Goals-Wert, könnte Köln im Mittelfeld stehen.
Allerdings hapert es bei der Verwertung dieser Chancen und die Defensive hält dieses Niveau nicht mit – 17 Gegentore sind deutlich. Der FC setzt stark auf direkte Zweikämpfe bereits im Mittelfeld und der gegnerischen Hälfte. Gelingt es auf diese Weise nicht den Ball zu gewinnen, fällt es den Kölnerinnen schwerer als den meisten anderen Teams, Schüsse auf ihr Tor zu verhindern, zum Beispiel durch einen Block. Das kann an einer fehlenden Absicherung liegen. Die Schüsse auf das Tor der Kölnerinnen kommen durchschnittlich auch aus gefährlicheren Positionen als bei vielen anderen Teams.
Paula Hoppe – junges Torhüterinnen-Talent zwischen den Pfosten
Das ist nicht ganz unwichtig, wenn man die Leistungen der erst 18-jährigen Paula Hoppe beurteilt. Sie machte in der letzten Saison ihre ersten Bundesligaspiele und mit einer unglaublichen Ruhe sowie guter Technik auf sich aufmerksam. Nicht umsonst wurde sie für die U20-WM in Kolumbien nominiert, verzichtete aber, weil Kölns eigentliche Nummer Eins Jasmin Pal sich eine Verletzung zuzog und der FC sonst ohne seine ersten beiden Keeperinnen in die Saison hätte starten müssen. Das ist eine große Verantwortung für eine so junge Spielerin.
Aktuell haben sich Fehler und Unsicherheiten bei Hoppe eingeschlichen, die es von ihr in der letzten Saison so nicht gab. Das sind aber Situationen, aus denen junge Torhüter*innen lernen, in ihrem Fall wiegt das Lehrgeld eben schwerer als auf anderen Positionen. Auch die zurecht sehr gelobte und jetzt für das Nationalteam nachnominierte Sophia Winkler hatte vor allem in ihren ersten Bundesliga-Saisons z.B. immer wieder Situationen falsch eingeschätzt und es passiert ihr auch noch. Daniel Weber war früher selbst Torhüter und stellt sich schützend vor Hoppe, betont lieber die Szenen, in denen sie stark gehalten hat.
Weniger Stolz auf Basics
Die eigentliche Frage, die über dem 1. FC Köln steht, ist daher, warum es wiederholt zu der Situation kommt, dass die Führungsebene des Vereins sich im Tabellenmittelfeld glaubt und das Team dann doch wieder gegen den Abstieg spielt – mit wechselnden Spielerinnen. Auffällig ist, dass es in den letzten Jahren immer wieder Abgänge von Leistungsträgerinnen und Gesichtern des Teams in Richtung von Vereinen gab, mit denen sich der FC strukturell eigentlich auf Augenhöhe wähnt. Vielleicht wäre es ein Ansatz nach mehreren Jahren nicht immer noch stolz darauf zu sein, dass man irgendwann mal eine Waschmaschine für die Abteilung gekauft hat.
Alle Statistiken via FBREF/Opta.
Beitragsbild: IMAGO/Julius Frick, Foto Paula Hoppe: IMAGO/Lobeca.