Manches lässt sich nicht einfach so abschütteln. Turbine Potsdams Viktoria Schwalm im Interview
Vor der Saisoneröffnung von Turbine Potsdam gegen Bayern München hat Viktoria Schwalm im Interview mit web.de darüber gesprochen, was die harte Abstiegssaison und viele Verletzungen mit ihr gemacht haben. Die Lust am Fußball sei ihr im Laufe ihrer Karriere schon mehrfach vergangen. Geholfen haben neben ihrem persönlichen Umfeld ein Mentalcoach und eine Sportpsychologin.
Vor dem Spiel von Turbine Potsdam gegen Bayern München am 1. Spieltag der Bundesliga-Saison 2024/25 wird an vielen Stellen das letzte Erstligaspiel der Turbine in Erinnerung gerufen, die 11:1-Niederlage auf dem Bayern Campus. Viktoria Schwalm schoss damals den Ehrentreffer. Sie habe dabei aber nur „viel Leere“ empfunden: „Das tat extrem weh, auch noch Wochen danach. Ich wurde gefragt, ob man die Saison in der Sommerpause abschütteln konnte, aber ich habe lange gebraucht und ich denke, das ging bestimmt vielen so.“
Die vielseitig einsetzbare Mittelfeldspielerin hatte zudem in ihrer Karriere immer wieder mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Während der Abstiegssaison fehlte sie zum Beispiel zwischen dem 4. und 18. Spieltag und musste zuschauen, wie ihre Teamkolleginnen versuchten, sich ohne sie gegen den immer wahrscheinlicher scheinenden Abstieg zu stemmen. Gerade ist sie zum ersten Mal seit sehr langer Zeit mehr als anderthalb Jahre ohne Verletzung. Wie verliert man da nicht die Lust am Fußball?
„Ganz ehrlich: die habe ich schon öfters verloren. Schon als ich jung war, hatte ich mit Verletzungen zu kämpfen, nicht immer lief alles nach Plan, sondern es gab auch einige Rückschläge. Die Liebe zum Fußball hat geholfen und, dass ich mich immer wieder beweisen wollte.“
Viktoria Schwalm im Interview bei web.de.
Sie habe schon mehrfach daran gedacht, sich auf ihr zweites Standbein, statt den Fußball zu konzentrieren – kein überraschender Gedanke. Es gibt bis heute relativ regelmäßig junge Spielerinnen, die sich mindestens zeitweise aus dem Fußball zurückziehen, sei es wegen Verletzungen, dem psychischen Druck oder schlicht der Doppelbelastung durch Ausbildung, Studium oder Beruf. Viktoria Schwalms Motivation, mit der Turbine in der 1. Bundesliga anzugreifen, ist jedenfalls groß. Dabei, dass das so ist und sie mit Spaß spielen kann, haben Familie, Freund*innen, sowie ein Mentalcoach und eine Sportpsychologin geholfen.
„Es prasselt so viel auf einen ein, Selbstzweifel, Verletzungen, [dass] es im Verein allgemein mal nicht so läuft. Da ist es wichtig, dass man nicht nur seine Freunde hat, um alles mal rauszulassen, sondern auch Personen, die das professioneller angehen können. Ich habe dadurch viel über mich selbst gelernt. Persönlich, aber auch körperlich. Früher bin ich öfters über meine Schmerzgrenze gegangen, weil ich dachte, es wird schon nicht so schlimm sein.“
Viktoria Schwalm im Interview bei web.de.
Dadurch, dass sie erkannt habe, wie schnell es mit dem Fußball vorbei sein könne, habe sie für sich aber auch einen ruhigen, gefassten Umgang damit gefunden: „Ich war immer so ein Kopfmensch und hatte sehr viel Druck beim Fußballspielen. Jetzt habe ich einfach nur noch Spaß daran.“ Das unterstreicht, wie wichtig ein guter Umgang, aber auch eine gute psychologische Betreuung für Sportler*innen ist.
Schwalm spricht auch über Veränderungen bei Turbine Potsdam, zum Teil angestoßen durch die katastrophale Abstiegssaison.
„Es ist vieles an die Öffentlichkeit gelangt, was den Verein generell anbelangt. Letzte Saison ist schon sehr viel Ruhe in den Verein eingekehrt und auch nicht so viel an die Mannschaft herangetragen worden. Wir konnten uns auf das Fußballspielen und den sportlichen Bereich konzentrieren.“
Viktoria Schwalm im Interview bei web.de.
Vor allem der Umgang mit den Spielerinnen habe sich verändert, nachdem rund um die Abstiegssaison immer wieder Kritik am Verein aufgekommen war.
„Die Kommunikation ist jetzt da, die in der Vergangenheit an einigen Ecken vielleicht nicht so gut funktioniert hat und es gibt eine sehr offene Kommunikation mit den Spielerinnen. Dinge, die uns am Herzen liegen, werden ernst genommen. Es ist sehr wichtig, dass Turbine solche Entwicklungen mitgeht und man sich nicht auf den Erfolgen von damals ausruht. Ich glaube, dass man in den letzten Jahren gemerkt hat, dass man etwas tun muss und das auch aktiv angegangen wurde.“
Viktoria Schwalm im Interview bei web.de.
Das vollständige Interview gibt es hier bei web.de.
Beitragsbild: IMAGO/Lobeca