Neuseeland: Trainerin Jitka Klimková tritt für die Olympischen Spiele zurück
Neuseelands Trainerin Jitka Klimková ist in Absprache mit dem neuseeländischen Fußballverband (NZF) vor den Olympischen Spielen zurückgetreten, eine erneute Rückkehr nach dem Turnier ist aktuell offiziell noch offen. Klimková verpasste bereits die letzten beiden Testspiele der Neuseeländerinnen Ende Mai und Anfang Juni gegen Japan im spanischen Trainingslager wegen eines zeitweiligen Rücktritts.
Wie schon zu dieser Zeit übernimmt auch jetzt interimsweise Klimkovás Assistent Michael Mayne, er soll für Olympia weitere Unterstützung für den Staff erhalten. Diese Personalie(n) wurden noch nicht benannt. Mayne nahm außerdem die Nominierung des Kaders vor.
Klimkovás erster zeitweiliger Rücktritt bereits im Mai
Begründet wurde Klimovás erster Rücktritt im Mai/Juni mit der „Untersuchung in einer arbeitsrechtlichen Angelegenheit“, hier die sehr kurze offizielle Pressemitteilung dazu vom 26. Mai. Weitere Äußerungen dazu gab es weder von Verbands- noch Spielerinnen-Seite oder der 49-Jährigen selbst.
Bereits am 8. Juni erfolgte die nächste Pressemitteilung durch den Verband, auch diese ist sehr knapp: „Da die vom neuseeländischen Fußballverband in Auftrag gegebene und von einem unabhängigen Ermittler durchgeführte Untersuchung nun abgeschlossen ist, wird Klimková mit sofortiger Wirkung zurückkehren. Wie bei Untersuchungen am Arbeitsplatz und in Beschäftigungsangelegenheiten üblich ist, sind die Ergebnisse der Untersuchung der Beteiligten streng vertraulich.“
Nur wenige Zeit später folgte allerdings ein Leak. Radio New Zealand (RNZ) und der New Zealand Herald berichteten am 20. Juni von einem Brief des Verbands-Geschäftsführers Andrew Pragnell, gerichtet an die Nationalspielerinnen. Der Inhalt des Briefes ließ darauf schließen, dass auch nach Klimkovás Rückkehr Anfang Juni Störgeräusche zwischen ihr und dem Team existiert haben müssen.
New Zealand Football und Gewerkschaft stoßen „Wiedergutmachungsprozess“ an
Denn Pragnell ludt in Absprache mit der neuseeländischen Spieler*innen-Gewerkschaft NZPFA alle dazu ein, an einem „Wiedergutmachungsprozess mit geschulten unabhängigen Vermittlern“ teilzunehmen. Die Teilnahme sei freiwillig. Es gehe darum, „konstruktive Beziehungen aufzubauen oder wiederherzustellen“, es gäbe viele Personen, „die auf ein vertrauensvolles und leistungsstarkes Umfeld hinarbeiten wollen“. Wie lange es bereits Probleme gegeben haben könnte, deutet dieser Satz an: „Trotz der Arbeit, die das Team und die Mitarbeiter in den letzten neun Monaten in diesem Bereich geleistet haben, gibt es noch einiges zu tun.“
Der Verband wollte sich zu journalistischen Nachfragen zum Thema durch verschiedene Redaktionen Neuseelands nicht äußern. Am 28. Juni folgte dann der zweite zunächst zeitweilige Rücktritt Klimkovás in Absprache mit dem Verband. In der erneut recht kurzen Mitteilung heißt es zur Begründung: „Die Entscheidung folgt auf den Abschluss einer unabhängigen Untersuchung des Arbeitsverhältnisses, die Klimková für die Leitung des Teams bei den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris zugelassen hat. In Absprache mit New Zealand Football ist Klimková jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Mannschaftsumfelds und ihres Wohlbefindens sowie eines noch nicht abgeschlossenen Regenerationsprozesses nicht der richtige Zeitpunkt für eine Rückkehr wäre.“
Die Pressemitteilung vom 28. wurde am frühen Freitagabend veröffentlicht, an einem Tag, der außerdem ein nationaler Feiertag in Neuseeland ist. Viel Aufmerksamkeit für das Thema scheint vom Verband also nicht erwünscht. Offiziell halten sich Verband und Trainerin eine Rückkehr Klimkovás auf den Posten nach Olympia hoffen, ob es tatsächlich dazu kommt, ist angesichts der aktuellen Lage allerdings fraglich.
Laut Informationen von Alex Chapman für Newshub soll Klimková nach einem bislang nicht genauer definierten „Vorfall“ den Rückhalt im Team komplett verloren haben und es habe Treffen nur unter den Spielerinnen gegeben, die von erfahrenen Spielerinnen geleitet wurden, um einen Weg zu finden, Klimkovás Absetzung zu erwirken.
Hannah Wilkinson nicht im Kader
Angesichts dieser Situation wirft die Kadernominierung ebenfalls Fragen auf. Die größte Überraschung ist, dass Hannah Wilkinson nicht nominiert wurde, die mit 122 Länderspielen und 31 Länderspieltoren eigentlich die wichtigste Angreiferin Neuseelands ist und zudem das Tor zum ersten WM-Sieg Neuseelands vergangenen Sommer gegen Norwegen erzielte.
Darüber hinaus sind Annalie Longo, Claudia Bunge und Michaela Foster nur Reservistinnen. Alle drei waren bei der WM noch Teil des Kaders. Dafür ist Meikayla Moore wieder Teil des Teams, die für die WM 2023 nicht berücksichtigt wurde. In der Pressemitteilung zum Kader wird wiederum kein einziges Wort über Klimková verloren.
Klimkovás Vertrag läuft noch bis 2027
Die ehemalige zweimalige tschechische Nationalspielerin Jitka Klimková war 2021 zur Nationaltrainerin ernannt worden, nachdem sie vorher zwischenzeitlich Trainerin der U17 und Assistenztrainerin der U20 gewesen war. Ihr Vertrag als A-Nationaltrainerin gilt noch bis zum Ende dem WM 2027 in Brasilien. Die lange Laufzeit begründete der Verband damit, dass Klimková Zeit bekommen solle, den Fußball der Frauen und das neuseeländische Nationalteam über einen längeren Zeitraum aufzubauen und die Talentförderung voranzutreiben. Sie ist deshalb auch die erste Person, die für die Rolle als Nationaltrainer*in der Frauen einen Vollzeitvertrag erhielt.
Bei der Heim-WM 2023 führte sie Neuseeland mit einem 1:0 gegen Norwegen zum historischen ersten Sieg in einem WM-Spiel. Trotz eines Unentschiedens gegen die Schweiz reichten die Punkte dennoch nicht, um die Gruppenphase zu überstehen. Das lag an einer 0:1-Niederlage gegen die Philippinen, die im Land durchaus als enttäuschend wahrgenommen wurde.
Beitragsbild: IMAGO/Schwörer Pressefoto