
Das Märchen vom Fußball-Patriotismus
Neulich wurde ich gefragt, ob ich ein Interview im Vorfeld der Männer-EM im eigenen Land geben und über meine Gedanken zum Turnier sprechen würde. Da musste ich erstmal anfangen, mir Gedanken zu machen. Auch wenn es die Nationalmannschaft war, die mich als Kind erstmals für den Fußball begeistert hat – oder die Tatsache, dass ich die Spiele mit meinem Paps schauen durfte – spüre ich derzeit keine Turnier-Begeisterung.
Was einerseits daran liegt, wie weit ich mich persönlich von den großen Turnieren der Männer entfernt habe, vom Höher-Schneller-Weiter und den Hinterzimmerdeals. Viel mehr noch liegt es aber daran, dass meine Gedanken seit der Europawahl am Sonntag noch stärker um das politische Klima im Land kreisen, als das zuvor schon der Fall gewesen ist. Darum, wie sehr Menschen jeden Tag darunter leiden. Die Verantwortung, die wir alle tragen.
Es ist ein schmaler Grat, der sich da auftut. Auf der einen Seite Menschen, die das Bedürfnis nach einem Patriotismus im Sport verspüren. Auf der anderen Menschen, die reale Angst verspüren durch das, was die Wahlergebnisse widerspiegeln.
Mara Pfeiffer
Mich beschäftigt die Frage, ob es den so genannten Fußball-Patriotismus, den viele zum soundsovielten Mal beschwören, gibt? Oder ob er ins Reich der Märchen gehört, wenn es um seine vermeintliche Harmlosigkeit geht, weil er immer Raum gibt für das, was er an scharf Trennendem zwangsläufig im Gepäck hat. In meiner aktuellen FRÜF-Kolumne für web.de habe ich mir über dieses Thema Gedanken gemacht.
Beitragsbild: IMAGO/Beautiful Sports