Toni Kroos steht am linken Bildrand seitlich zur Kamera, er trägt ein Trainingsleibchen über dem Trikot und schaut in die Ferne. Der Rest des Bildes ist in der Unschärfe. (Credit: IMAGO/Beautiful Sports)

Das Märchen vom Fußball-Patriotismus

Neulich wurde ich gefragt, ob ich ein Interview im Vorfeld der Männer-EM im eigenen Land geben und über meine Gedanken zum Turnier sprechen würde. Da musste ich erstmal anfangen, mir Gedanken zu machen. Auch wenn es die Nationalmannschaft war, die mich als Kind erstmals für den Fußball begeistert hat – oder die Tatsache, dass ich die Spiele mit meinem Paps schauen durfte – spüre ich derzeit keine Turnier-Begeisterung.

Was einerseits daran liegt, wie weit ich mich persönlich von den großen Turnieren der Männer entfernt habe, vom Höher-Schneller-Weiter und den Hinterzimmerdeals. Viel mehr noch liegt es aber daran, dass meine Gedanken seit der Europawahl am Sonntag noch stärker um das politische Klima im Land kreisen, als das zuvor schon der Fall gewesen ist. Darum, wie sehr Menschen jeden Tag darunter leiden. Die Verantwortung, die wir alle tragen.

Es ist ein schmaler Grat, der sich da auftut. Auf der einen Seite Menschen, die das Bedürfnis nach einem Patriotismus im Sport verspüren. Auf der anderen Menschen, die reale Angst verspüren durch das, was die Wahlergebnisse widerspiegeln.

Mara Pfeiffer

Mich beschäftigt die Frage, ob es den so genannten Fußball-Patriotismus, den viele zum soundsovielten Mal beschwören, gibt? Oder ob er ins Reich der Märchen gehört, wenn es um seine vermeintliche Harmlosigkeit geht, weil er immer Raum gibt für das, was er an scharf Trennendem zwangsläufig im Gepäck hat. In meiner aktuellen FRÜF-Kolumne für web.de habe ich mir über dieses Thema Gedanken gemacht.

Beitragsbild: IMAGO/Beautiful Sports

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Mara Pfeiffer begleitet als Journalistin seit vielen Jahren den 1. FSV Mainz 05 mit Analysen und Kolumnen. In TV- & Radio ist sie als Expertin rund um Fußballthemen auf und neben dem Platz zu Gast. Sie gehört zur Crew von „FRÜF – Frauen reden über Fußball“. Für Sport1 spricht Pfeiffer im Podcast „Flutlicht an!“ mit Menschen über Fußball, die zu wenig im Rampenlicht stehen. In ihrer web.de-Kolumne schreibt sie über gesellschaftliche Schieflagen und wie diese sich im Fußball wiederspiegeln. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur und Autorin von neun Büchern, darunter Sachbücher und Krimis rund um Mainz 05, sowie die Biografie von Wolfgang Frank. Das Medium Magazin wählte Pfeiffer bei den Journalist*innen des Jahres im Sport 2022 auf Platz 3.

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