Am Ende ist es ein Buch: Aus der Rosenau bis nach Europa

Wer mit seinem Verein am Ende der Saison im Abstiegskampf gesteckt hat, kann negativen Stress immer noch sehr gut beschreiben. Gerade der drohende Verlust der Klassenzugehörigkeit ist ein Schreckensszenario für Fans. Ist der eigene Club nicht mehr gut genug? Schafft man es aus der 2. Liga wieder nach oben? Oder freut man sich bald – wie Schalke 04 in dieser Saison – über den Klassenerhalt in Liga 2?

Ein Alptraumszenario jagt das nächste … Ist der Klassenerhalt erstmal geschafft, ist er gut für Geschichten. Und Geschichten können wir gerade deswegen auch in Augsburg mittlerweile einige erzählen – auch, wenn wie in dieser Saison schon frühzeitig nicht mehr mit dem Abstiegskampf zu tun hatten.

Wir erinnern uns gerne an Tore, die mit dem Hinterteil erzielt wurden (Mölders!) oder an gehaltene Elfmeter (Manninger!). Erzählungen, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden, wie im Augsburger Umfeld auch die Geschichten vom Spiel der 100.000. Dieses Jahr steckten wir nicht im Abstiegskampf.

Welch ein Glück nach dem Saisonabschluss der letzten Saison, in dessen Zuge der FCA nur durch Glück der Relegation entkam. Deshalb freue ich mich zusammen mit Irina Fuchs und Andreas Schmid besonders über das Erscheinen unseres Buchs. Auch dessen Entstehungsprozess war (leider) alles andere als langweilig.

Tradition entsteht durch Geschichten

Als kleinerer Bundesligaclub, der nun erst ein gutes Jahrzehnt in der eingleisigen ersten Bundesliga hinter sich hat, gibt es noch nicht so viele Geschichten, die auf Papier festgehalten wurden, wie in mancher Stadt, deren Verein das Glück hatte, schon früher Bundesligafußball erfahren zu dürfen. Und trotzdem hat Augsburg mit dem FCA eine reiche Fußballhistorie vorzuweisen.

In Augsburg spielten Haller, Biesinger und Co. Der FCA wurde 1973/74 Süddeutscher Meister und feierte das Jubiläum dieses besonderen Ereignisses unlängst. Der Verein muss aber auch erst wieder lernen, mit der eigenen Geschichte offensiver umzugehen.

Das Cover des Buches "Aus der Rosenau bis nach Europa", Untertitel: Ror-grün-weiße Erzählungen zum FC Augsburg seit 1907". Auf dem oberen Teil des Buches ist die FCA-Fankurve abgebildet, in der weiße und grüne Elemente einer Choreo erkennbar sind. Davor ein rot-grün-weißes Banner über die gesamte abgebildete Breite und davor eine Fahne mit dem FCA-Logo. Die untere Hälfte des Covers ist grün, darauf Titel und Untertitel sowie der Name des Verlags: arete. (Credit: arete-Verlag)
Was lange währt wird endlich Buch: Aus der Rosenau bis nach Europa. (Credit: arete)

Auch deswegen habe ich mich mit meinen Co-Autor*innen Irina Fuchs und Andreas Schmid daran gemacht, Erzählungen rund um den Verein zu sammeln, die wir als wichtig erachten. Das Ergebnis wurde nun unlängst in dem Buch „Aus der Rosenau bis nach Europa: Rot-grün-weiße Erzählungen zum FC Augsburg seit 1907“ veröffentlicht – und wir sind stolz, damit einen kleinen Baustein für den Ruf des FC Augsburg als Traditionsverein geliefert zu haben.

Höhepunkte im Entstehungsprozess

Ein Buchprojekt ist eine Angelegenheit, die viele Ähnlichkeiten mit einer Bundesligasaison hat. Einerseits gibt es Tiefpunkte. Gesprächspartner*innen, die erst zusagen und später abtauchen. Kooperationspartner*innen, die Zusagen machen – und dann nicht mehr von sich hören lassen. Auf der anderen Seite gibt es Höhepunkte. Von einem solchen mag ich hier kurz erzählen.

Bei mir klingelte vorletzten Sommer im Jesolo-Urlaub unverhofft das Handy. Eigentlich wollte ich mich auf meine Sommerbräune und Karaoke-Gesangskünste konzentrieren (die dazu führten, dass meine Tochter lange davon erzählte, wie ich den italienischen Nachbarn den Kult-Hit „Vino Rosso“ der Legenden Roy Bianco & die Abbrunzati Boys auf ihrer Terrasse vorträllerte).

Als ich antwortete, war Walther Seinsch am anderen Ende. Ich hatte ihn für ein Interview fürs Buch angefragt und erstmal eine Weile nichts gehört. Bis zu diesem Moment. Er wäre just genau zu diesem Zeitpunkt bereit für ein Gespräch gewesen. Er, Expräsident des FCA, ohne den die Augsburger Fußballtradition mit Sicherheit heute nicht da wäre, wo sie heute ist.

Mit Walther Seinsch habe ich dann am Tag danach gesprochen, war selten so nervös vor einem Telefonat und habe auch selten eine beeindruckendere Persönlichkeit kennengelernt. Es war für mich vorher kaum vorstellbar, wer mit uns für dieses Buch sprechen würde. Ich spreche für alle Autor*innen unseres Buchs, wenn ich mich auch jetzt noch darüber freue, dass wir unseren Club auf diesem Wege noch besser kennengelernt haben.

Was erwartet die Lesenden?

Im Buch erwarten euch Geschichten rund um den Verein, aus Vergangenheit und Gegenwart, in denen unterschiedliche Protagonist*innen zu Wort kommen. Etwa ehemalige Spieler wie Daniel Brinkmann, Marwin Hitz oder Raul Bobadilla. Obendrein gibt es mehrere Interviews, zum Beispiel mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker – oder das angesprochene mit Walther Seinsch.

Und es kommen Gesichter abseits des Rasens zu Wort, etwa der Gründer des ersten Augsburger Fanclubs in Großbritannien oder auch Yannic Bederke, Deutscher Meister mit dem FCA-E-Sports-Team. Das Vorwort schrieb unser Augsburger Aufstiegsheld Stephan Hain.

Uns war außerdem wichtig, Themen rund um den Klub zu behandeln, die in der Öffentlichkeit bisher nicht betrachtet wurden. So spricht FCA-Spielerin Anika Dorn über die FCA-Frauen, der langjährige Fanprojektleiter Dennis Galanti über die Anfangsjahre der Augsburger Ultrazeit oder der Musiker Richard Goerlich über die Entstehung der FCA-Hymne. Der ehemalige FCA Profi Dominik Reinhardt erläutert zudem seinen Job als Individualtrainer beim FC Augsburg.

Trotz Hürden jetzt bestellbar

Dennoch musste das Buch dann noch in die Relegation. Der erste Verlag, mit dem wir uns einig waren, konnte das Projekt leider nicht mehr realisieren. Da hatten wir dann im letzten Jahr auf einmal ein fertiges Buch, aber niemanden mehr, der es veröffentlichen wollte. Mit dem Arete Verlag haben wir dann nach einiger Suche eine Heimat gefunden. Wir durften inhaltlich unser Projekt weiter so umsetzen, wie wir das wollten und der Verlag unterstützte uns dabei wunderbar. Es reichte mal wieder für den Klassenerhalt.

Wie hoch das Buch nun in der Tabelle klettert? Das hängt am Zuspruch von euch allen. Wenn ich nun euer Interesse an unseren Geschichten zum FCA geweckt haben sollte, dann schaut doch mal in der Buchhandlung eures Vertrauens vorbei oder bestellt unser Werk direkt beim Verlag.

Autor: Andreas Riedl | Beitragsbild: IMAGO/MIS

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