Spielerin in den 1970ern: Lehre oder Fußball
Im Rückblick, sagt Marianne Hartel, sei da schon Bedauern. Darüber, nicht in einer Zeit im Fußball aktiv gewesen zu sein, in der es ihr möglich gewesen wäre, den Sport vielleicht sogar zum Beruf zu machen. Obwohl das ja auch heute keine Selbstverständlichkeit sei, wie die 69-Jährige sofort einschränkt. Aber ganz damit aufzuhören, das habe ihr schon sehr wehgetan, erzählt die ehemalige Spielerin von Mainz 05.
Die Mädchen und Frauen antworten damals, im Herbst 1970, auf eine Zeitungsannonce. Kurz bevor der DFB für die im Verband organisierten Vereine das Verbot aufhebt, Abteilungen für Frauenfußball und entsprechende Teams zu führen, sucht Mainz 05 nach weiblichen Fußballinteressierten. Beim Treffen an der alten Baracke sei die Aufregung groß gewesen, erinnert sich Hartel schmunzelnd.
Als Mädchen in Englands Straßen gekickt
„Das Besondere war die Gemeinschaft zwischen uns Frauen“, sagt Marianne Hartel (geborene Tobe, hintere Reihe, dritte von links) über die Zeit bei Mainz 05.
Sie selbst hat das Kicken als Mädchen in den Straßen Englands mit gleichaltrigen Buben gelernt, erzählt sie. Kurz nach der Geburt der Tochter 1954 war die Familie mit den zwei Kindern auf die Insel gezogen, der Vater stammte aus dem Norden Londons. Mit ihm, dem glühenden Fan von West Ham, entwickelt sich die Fußballbegeisterung der Tochter. Das jüngste Kind wird in England geboren, kurz darauf kehrt die Familie nach Deutschland zurück.
Der Vater sei sehr froh und stolz gewesen über seine Fußball spielende Tochter, erzählt Hartel und ihre Augen leuchten. Nicht zufrieden mit der kickenden Angestellten? Die Chefin des Betriebes, in dem die junge Frau ihre Ausbildung macht. Als sie sich in einem Spiel verletzt, stellt die sie vor die Wahl: Fußball – oder Ausbildung. Es sei damals, erzählt die 05-Anhängerin, keine echte Wahl gewesen: Auch die Eltern pochen auf die Ausbildung. Andere Zeiten. Sie fügt sich. Fan ist Hartel heute mehr denn je, aber was hätte sein könne, darüber denkt sie noch heute manchmal nach.