DFB-Frauen: Dazwischentage mit Horst Hrubesch, Warten auf Wück und Meinert
Im ersten Spiel der EM-Qualifikation gelingt den DFB-Frauen nach einem 0:2-Rückstand noch ein 3:2-Sieg gegen Österreich. Weil das Team im Sommer mit Horst Hrubesch zum Olympischen Turnier nach Frankreich fährt, führt der sie auch in die EM-Qualifikation. Nach Olympia übernimmt Neu-Bundestrainer Christian Wück, an seiner Seite mit Maren Meinert eine alte Bekannte.
Ein halbes Jahr liegt am Sonntag der Moment der Überraschung zurück, als der DFB in der Nachfolgelösung für die nun Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg interimsweise Horst Hrubesch präsentierte. Hrubesch, bereits 2018 nach dem Aus von Steffi Jones vorübergehend und erfolgreich im Amt, war eigentlich aufgrund seiner Arbeit beim Hamburger SV gar nicht verfügbar, doch Verband und Verein konnten sich auf eine Lösung einigen. Weil sich das Team unter Hrubesch, Britta Carlson und dem ebenfalls zurückgekehrten Thomas Nörenberg für das Olympische Fußballturnier qualifizierte, geht die Leihe nun bis in den Spätsommer weiter.
„Giuli hat über ihre Leistungen immer wieder gezeigt, dass sie eine wertvolle Spielerin ist und vorangeht. Und sie ist einfach ein Typ, der einen riesigen Stellenwert im Team hat.“
Horst Hrubesch über Giulia Gwinn
Allerdings inzwischen mit leicht veränderten Rahmenbedingungen: Seit dem 8. März nämlich steht mit Christian Wück auch öffentlich der künftige Bundestrainer fest. Die Entscheidung wurde im Fußball und medial gemischt aufgenommen. Wück, mit der U17 zuletzt Europa- und Weltmeister, gilt als Einer, der Spieler*innen sehr gut entwickeln kann. Gleichzeitig fehlt ihm nahezu jegliche Erfahrung im Bereich Fußball der Frauen.
In ihrer aktuellen Kolumne für web.de schaut Mara auf die sich so ergebenden derzeitigen Dazwischentage des DFB-Teams: Einerseits steht der Neue bereit, andererseits ist das Team mit dem Staff um Hrubesch in die Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz gestartet. Als Spielführerin ist erstmals am Freitag beim 3:2-Sieg gegen Österreich Giulia Gwinn aufgelaufen. Auch wenn Kapitänin Alexandra Popp verletzt ausfällt, darf das schon als Schritt in Richtung Generationswechsel gedeutet werden.
Was aber heißt es für den neuen Bundestrainer, wenn solche Entscheidungen vor seinem Antritt fallen – und sei es nur andeutungsweise? Die Frage bleibt ebenso offen wie jene nach der Zusammensetzung des künftigen Staffs. Bekannt ist, dass Maren Meinert als Co-Trainerin mit Wück arbeiten wird, über die Besetzung der zweiten Co-Trainer*innen-Stelle hieß es bei der Wück-Verkündung im März, sie werde „zeitnah bekanntgegeben“. Was genau bedeutet das für Britta Carlson? Wird sie ihre Entscheidung diesbezüglich selbst treffen?
Die Personalie Maren Meinert ist zudem interessant. Die ehemalige Weltmeisterin und Nationalspielerin sowie einst wertvollste Spielerin der US-Profiliga WUSA (2003) war bereits von 2005 bis 2019 Trainerin im weiblichen Jugendbereich des DFB. In dieser Zeit konnte sie viele Erfolge verbuchen (zweimal U 20-Weltmeisterin und dreimal U 19-Europameisterin) und wurde 2019 dann entsprechend blumig verabschieder. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau erklärte sie seinerzeit allerdings sehr deutlich ihre Unzufriedenheit mit dem überraschenden Abschied.
„Ich war sehr überrascht. Ich bin über die Entscheidung natürlich nicht glücklich gewesen und finde sie persönlich auch falsch.“
Maren Meinert 2019 im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau
Meinert gilt einerseits als Eine, die durchaus positiv unbequem ist, Dinge anspricht und ihre Teams fordert. So gesehen könnte man schon die Frage stellen, wieso die Trainerin nicht den Posten in der ersten Reihe ausfüllen wird. Bekannt ist aber auch ihre Härte in Sachen Fitness, ein bisweilen extrem rauer Umgangston, und dass sie in der Vergangenheit bei den Spielerinnen sehr unverblümt mit dem Thema Gewicht umgegangen ist. Die Art, sich zu deren Körpern zu äußern, hat sich bei einigen der Frauen nachhaltig negativ eingebrannt. Dazu liegen uns mehrere Spielerinnen-Zitate vor. So äußerte eine ehemalige Jugend-Nationalspielerin gegenüber der Bolztribüne, sie wolle nicht wissen, bei wie vielen Spielerinnen Meinert eine Esstörung mit angeschoben habe.
Wieso der Weg für Meinert beim DFB 2019 genau endete, bleibt das Geheimnis der Beteiligten. Ihre Rückkehr wiederum dürfte sie auch der Sportdirektorin Frauen Nia Künzer zu verdankenhaben, mit der sie noch im Nationalteam gespielt hat. An ihrer künftigen Wirkungsstätte trifft Meinert auch etliche ihrer ehemaligen Schützlinge wieder. Es wird nicht zuletzt Künzers Aufgabe sein, ein wachsames Auge darauf zu haben, wie Spielerinnen und Staff da zueinanderfinden – und welches personelle Puzzleteil das Personaltableau sinnvoll ergänzen kann.
Fotos: IMAGO/Eibner (Hrubesch), Kutsche (Wück) PA Images (Meinert)