Flutlicht an! mit Tatjana Haenni: Die Struktur ist für Männer gemacht
Fußball, das ist in weiten Teilen noch heute eine Welt, die von Männern für Männer gedacht und gemacht ist. Wer sich dagegen zur Wehr setzt, kämpft an vielen Fronten gleichzeitig. Dazu gehört eine Unterscheidung, als Basis für alle weiteren Gedanken und Handlungen, die aber viel zu häufig nicht gemacht wird: Es gibt den Fußball der Frauen – und es gibt Frauen im Fußball. Beides ist wichtig, kann sich bisweilen auch überschneiden. Aber es geht dabei um grundlegend verschiedene Thematiken.
„So lange man in von Männern gemachten Männerfußball-Strukturen drinsitzt, was ja per se alle Fußballverbände sind, die jetzt einfach noch ein paar Frauen in den Gremien haben, die vielleicht noch nicht mal aus dem Frauenfußball kommen, bringt es dem Frauenfußball nichts.“
Tatjana Haenni, Chief Sporting Director NWSL
Doch die Entwicklung des Fußballs der Frauen und die Verantwortung von Frauen in Gremien ganz generell, als ein Bestandteil von Diversität, werden vielfach fröhlich in einen Topf geworfen. „Es ist mitunter der Grund, wieso wir im Frauenfußball so langsam vorankommen, weil diese Unterscheidung nicht gemacht wird“, sagt Tatjana Haenni. Seit Januar 2023 ist die ehemalige Direktorin Frauenfußball des Schweizer Fußballverbandes (SFV) in den USA. Als Chief Sporting Director der National Women’s Soccer League (NWSL) erlebt sie eine Welt, in der Fußball der Frauen kein Anhängsel ist, sondern mit Überzeugung vorangetrieben wird.
In Flutlicht an! spricht sie mit Mara über den Wechsel aus der Schweiz in die USA, die anstehende Expansion der NWSL, warum ihr die Debatte um Zuschüsse des Bundes zur EM 2025 Fremdscham verursacht und wieso der Fußball der Frauen Überzeugungstäterinnen braucht.