Das dunkelblaue Buchcover des Buches "Jüdische Miniaturen: Simon Rosenberger. Der vergessene Fußballpionier" von Petra Tabarelli vor einem Hintergrund aus alten Handschriften auf vergilbtem Papier.

Zum Geburtstag von Simon Rosenberger

An einem Abend Ende Juli 1921 war Simon Rosenberger ungewöhnlich früh zu Hause. Und ebenso ungewöhnlich war es, dass der etwas untersetzte Mann mit der Brille und dem runden und trotz seiner 36 Jahre schon haarlosen Kopf seit Minuten in der Küche von einer in die andere Ecke lief. Sein Herz schlug vor lauter Glück so heftig, als würde es sich vor Freude überschlagen. Der Grund hielt er in Briefform in der rechten Hand.

Normalerweise saß er nach seinem Arbeitstag als verbeamteter Buchhalter noch in seiner Schreibnische der Rosenberger-Wohnung im Dachgeschoss der Münchener Türkenstraße 26 in Maxvorstadt, in der neben ihm noch seine gleichaltrige Frau Margarete, seine Mutter Emma und seine kleine Tochter Elisabeth beten. Simons Vater Max war bereits verstorben.

Simon Rosenberger war nicht nur Buchhalter, sondern auch ein leidenschaftlicher Sportler. In seinem Verein, dem MTV München von 1879, war er seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts Mitglied….

– – – So beginnt meine Biografie über den Mann, dessen Geburtstag sich heute, am 2. Februar, zum 139. Mal jährt – Simon Rosenberger.

In den unzähligen Archiven, in denen ich nach Spuren seines Lebens suchte, wurde mir klar: Es geht nicht nur darum, Fakten zu sammeln, sondern seine Persönlichkeit zu begreifen. Jeder Artikel im Kicker, in den DFB-Schiedsrichter-Zeitungen und anderen Periodika war wie ein Puzzlestück, das mir half, Simon Rosenberger zu verstehen.

Mein Ziel war es nie, einfach nur sein Leben nachzuerzählen. Ich wollte eine Biografie erschaffen, die unterhält und Spaß macht – so, wie es Simon selbst wohl genossen hätte. Jedes Kapitel beginnt mit einer erdachten Szene, die dennoch auf fundierten Quellen basiert. Es startet mit dem Moment, als Simon von seinem Freund Walther Bensemann einen Brief erhielt. Ein Brief, der ihn einlud, neben Bensemann als zweiter Redakteur für den Kicker zu arbeiten. Jener Sportzeitschrift, die Bensemann wenige Monate vorher gegründet hatte und die 2020 ihr Centennium feierte.

Diese Biografie ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen. Sie ist (m)eine Hommage an einen Mann, der den Sport liebte und lebte. Simon Rosenberger, dessen Leidenschaft und Hingabe bis heute inspirieren. 

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Petra Tabarelli ist Fußballhistorikerin und -journalistin. Die Spezialistin für die Entwicklung der Fußballregeln schreibt für die DFB-Schiedsrichter-Zeitung, ist als Expertin im Deutschlandfunk zu hören und hat als Beraterin fürs IFAB gearbeitet. Tabarelli ist Mitglied des prämierten Kollektivs „FRÜF“ und setzt sich in der web.de-Kolumne für eine stärkere Präsenz und Förderung von Schiedsrichterinnen im Fußball der Männer ein. 2023 wurde sie zum Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur ernannt. Zudem hat die Expertin die erste Biografie über den zu Lebzeiten sehr bekannten Simon Rosenberger geschrieben, einen jüdischen Fußball-Pionier und Begründer der DFB-Schiedsrichter-Zeitung, der zuvor aus der Geschichte getilgt worden war.