Svenja Huth spricht über Adoptionsprozess
In einem Instagram-Reel hat Svenja Huth darüber gesprochen, wie für sie und ihre Familie der Adoptionsprozess ihres Kindes abgelaufen ist. Am Ende äußert die Nationalspielerin einen klaren Wunsch in Richtung Politik.
Svenja Huth wurde im vergangenen September Mutter, sie und ihre Frau Laura Huth sind durch die Anwendung der ROPA-Methode beide die leiblichen Eltern ihres Kindes. „Wir haben uns für die ROPA-Methode entschieden. Das bedeutet, dass mir Eizellen entnommen wurden und meine Eizelle dann befruchtet wurde. Und befruchtet dann letztlich bei Laura eingesetzt wurde und wir dementsprechend dann beide verbunden sind“, sagte Svenja Huth dazu in der ersten Folge der zweiten Staffel der TV-Doku-Serie „Born for this“.
In Deutschland ist diese spezielle Art der In-vitro-Fertilisation (IVF) verboten, in Spanien, wo das Paar die Methode anwenden ließ, jedoch nicht. „In Spanien ist das so geregelt, dass wenn wir das Kind dort bekommen würden, beide als Mütter gelten würden. In Deutschland ist es leider aktuell noch nicht so“, so Laura Huth dazu ebenfalls bei „Born for this“, „Es macht uns ein bisschen traurig, weil Svenja ihr eigenes Kind noch adoptieren muss.“
Im Detail über die ROPA-Methode und die bürokratischen Prozesse hatte Svenja Huth bereits im Dezember im Podcast „Busenfreundin“ gesprochen. Und jetzt eben ein Instagram-Reel veröffentlicht, in dem es vor allem um eben jenen Adoptionsprozess geht und wie dieser überhaupt funktioniert.
Adoptionsprozess: Viele Formulare und Besuch vom Jugendamt
„Seit Emils Geburt sind ja ein paar Tage vergangen und seitdem ist einiges passiert. Und nein, ich habe das Schreiben, den Wisch sozusagen, dass ich auch rechtlich seine Mama bin, noch nicht in der Hand. Aber ich würde sagen, ich geh’ mal chronologisch vor“, so leitet Huth eine ausführliche Beschreibung des Adoptionsprozesses ihres Kindes ein, vom ersten Gang zum Notar, über die Formulare des Jugendamtes inklusive erweitertem Führungszeugnis, Unterlagen für das Amtsgericht und einem Besuch durch das Jugendamt.
„Da kamen uns zwei Damen besuchen. Die waren knapp zwei Stunden da, zwei sehr nette Damen, die letztendlich nur ihren Job machen, weil es die aktuelle Gesetzlage einfach noch so vorsieht. In dem Gespräch gings dann einfach nochmal darum, mich kennenzulernen, nochmal über meine Kindheit, über meine Pubertät, über mein Outing zu sprechen, über die Beziehung zu meinen Eltern und zu meiner gesamten Familie. Also da wurden noch einmal Details eingeholt, unser Haus wurde sich angeguckt. Was, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, ja, eben kein schönes Gefühl ist. Nach diesem Besuch wurde dann ein Bericht vom Jugendamt geschrieben, der dann zum Amtsgericht geschickt wird. Der letzte Schritt, der bei uns jetzt noch aussteht, ist dann eben die Anhörung vor dem Familiengericht.“
Erst, wenn dieser Termin erfolgreich stattgefunden hat, gilt Svenja Huth als Erziehungsberechtigte ihres eigenen Kindes: „Dann habe ich hoffentlich bald die Bescheinigung in den Händen und bin auch rechtlich Emils Mama, stehe in der Geburtsurkunde, darf Unterlagen als Erziehungsberechtigte unterschreiben und das Wichtigste: Emil ist rechtlich doppelt abgesichert.“
Wann kommt die Reform des Abstammungsgesetzes in Deutschland?
Nötig ist dieser langwierige Prozess durch die aktuelle Gesetzeslage beim deutschen Abstammungsrecht. Das wird schon seit einer ganzen Weile von verschiedenen Organisationen und vom Gesetz Betroffenen kritisiert. So kämpfen zum Beispiel Gesa Teichert-Akkermann und Verena Akkermann unter dem Hashtag „Paula hat zwei Mamas“ seit inzwischen über drei Jahren über verschiedene Instanzen bis zum Verfassungsgericht für eine Änderung des Abstammungsrechts.
Sie sind Teil der Initiative „nodoption. Elternschaft anerkennen“, die im November 2023 auch in einem öffentlichen Fachgespräch des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angehört wurde. Insgesamt bewegt sich die Politik bei diesem Thema nur sehr langsam, obwohl Reformen versprochen wurden. Das kritisierte auch der Lesben- und Schwulenverband LSVD Anfang November 2023 erneut.
Svenja Huth zeigte sich am Ende ihres Videos dankbar dafür, dass der Adoptionsprozess für sie bisher „relativ reibungslos gelaufen“ sei: „Rückblickend muss ich sagen, hat das Jugendamt wirklich sehr, sehr schnell gearbeitet, Verständnis auch entgegengebracht. Also wenn ich eure Nachrichten gelesen habe, geht’s sicherlich nicht allen so.“
Auch die deutsche Nationalspielerin verband ihre persönlichen Erfahrungen am Ende aber mit dem Wunsch nach einer Reform: „Nichtsdestotrotz, bei allem, hoffe ich natürlich, dass einfach endlich, endlich, endlich ganz bald die Gesetzeslage zum Abstammungsgesetz geändert wird. Diese Schritte, dieser Adoptionsprozess für viele von euch vielleicht auch gar nicht mehr notwendig ist.“
Beitragsbild: IMAGO / Langer